Herodot: Schlacht bei Marathon

Das antike Athen erlebte im 5. Jahrhundert v. Chr. in der Ausformung der Athenischen Demokratie seine Blütezeit. Von hinreichender Bedeutung für Athens Aufstieg zur Großmacht war der Sieg in der Schlacht bei Marathon 490 v. Chr., als das persische Heer von Griechenland vertrieben werden konnte. Über die Ereignisse der Perserkriege berichtete der “Vater der Geschichtsschreiber” Herodot in den “Historien” (Buch VI, 111-117):

Als die Reihe der Befehlsgewalt an Miltiades kam, stellten sich die Athener in folgender Weise zum Kampfe auf: Der Polemarchos Kallimachos hatte das Kommando auf dem rechten Flügel. Damals bestand nämlich bei den Athenern noch die Sitte, daß der Polemarchos den rechten Flügel zu führen hatte. Seiner Führung folgten dann die Phylen in fester Zahlenfolge. Endlich schlossen die Plataier auf dem linken Flügel die Front ab. Seit dieser Schlacht betet der Herold in Athen bei den Opfern, die an den fünfjährigen Festen dargebracht werden, zugleich für das Heil der Athener und der Plataier. Als die Athener sich bei Marathon zur Schlacht aufstellten, geschah folgendes: Ihre Frontlinie zeigte die gleiche Länge wie die der Meder. Allerdings war sie in der Mitte nur wenige Reihen tief; dort war das Heer am schwächsten. Die beiden Flügel aber waren an Truppen verstärkt. Als die Aufstellung beendet war und die Schlachtopfer günstig ausfielen, stürmten die Athener auf Kommando im Laufschritt gegen die Barbaren vor. Die Entfernung zwischen den beiden Heeren betrug nicht weniger als acht Stadien. Die Perser sahen sie im Laufschritt herankommen und rüsteten sich, sie aufzuhalten. Sie warfen den Athenern Wahnsinn vor, völlig verderblichen Wahnsinn, als sie die kleine Schar heranstürmen sahen und dazu im Laufe, wobei weder Reiterei noch Bogenschützen als Deckung vorhanden waren. In solchen Gedanken bewegten sich die Barbaren. Sobald aber der Haufen der Athener auf das Feindheer stieß, kämpften sie beachtlich tapfer. Als erste von allen Griechenstämmen, von denen wir etwas wissen, griffen sie im Laufschritt an, als erste hielten sie den Anblick medischer Kleidung und medischer Krieger aus. Bis dahin war es Griechen ein Schrecknis, auch nur den Namen der Meder zu hören.

Der Kampf bei Marathon dauerte lange. In der Mitte der Front siegten die Barbaren dort, wo die Perser selbst und die Saken aufgestellt waren. An dieser Stelle also gingen die Barbaren siegreich hervor, durchbrachen die Linie der Feinde und verfolgten sie landeinwärts. Auf beiden Flügeln aber waren die Athener und Plataier siegreich. Trotz ihrer Überlegenheit ließen sie die geworfenen Gegner fliehen und wandten sich mit vereinigten Flügeln gegen die, welche in der Mitte durchgebrochen waren. Auch hier siegten die Athener. Dann folgten sie den fliehenden Persern und trieben sie unter großem Gemetzel bis ans Meer. Dort verlangten sie Feuer und suchten die Schiffe in Brand zu setzen. Bei diesem Ringen fiel zunächst der Polemarchos Kallimachos, der tapfer gekämpft hatte. Aus der Reihe der Feldherrn fiel Stesilaos, der Sohn des Thrasylaos, ferner Kynegairos, der Sohn des Euphorion. Als er ein Schiff an der Heckverzierung festhielt, wurde ihm die Hand mit dem Beil abgeschlagen. So fand noch eine Reihe anderer vornehmer Athener den Heldentod.

Sieben Schiffe wurden so von den Athenern erobert; mit den übrigen umsegelten die Barbaren Sunion, indem sie rückwärts auf die freie See ruderten und auf der Insel die dort zurückgelassenen Sklaven aus Eretria an Bord nahmen. Sie beabsichtigten, die Stadt Athen vor dem athenischen Heer zu erreichen. In Athen schrieb man es der Hinterlist der Alkmeoniden zu, daß die Perser auf diesen Gedanken verfielen; man sagte, sie hätten mit den Persern ein Zeichen verabredet; sie hätten nämlich einen Schild hochgehalten, als diese schon auf den Schiffen waren. Also segelten die Perser um Sunion herum. Die Athener aber liefen, so schnell sie konnten, ihrer Stadt zu Hilfe und kamen wirklich vor dem Eintreffen der Barbaren dort an. Sie lagerten weder in einem Heraklesheiligtum, nachdem sie aus einem Heraklesheiligtum, dem in Marathon, ankamen; jetzt war es das Heiligtum, des Herakles in Kynosarges. Als die Barbaren mit ihren Schiffen auf der Höhe von Phaleron eintrafen – das war damals die Rede von Athen – gingen sie auf hoher See vor Anker. Dann aber fuhren sie wieder nach Asien zurück. In dieser Schlacht bei Marathon fielen rund 6400 Barbaren und 192 Athener. Das waren die Verluste auf beiden Seiten.

Zitiert nach: Herodot Historien, Band I und II, Griechisch-deutsch, hrsg. v. Josef Feix, München 1963, in: H. Brauer: Die Entwicklung der Demokratie in Athen, Geschichtliche Quellen, Paderborn 1983, S. 40 ff. 

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 15.03.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 27.07.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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