Nach dem Sieg in der Schlacht bei Marathon 490 v. Chr. konnten die Perser von den Griechen zunächst vertrieben werden. Im Jahr 480 v. Chr. kam es bei den Thermopylen zu einem erneuten Kampf in den Perserkriegen. Über den Kriegsverlauf berichtete der Geschichtsschreiber Herodot in seinen “Historien” (Buch VII, 223-228):
Nachdem Xerxes bei aufgehender Sonne geopfert hatte, wartete er noch eine Zeit; denn ungefähr um die Stunde, in der der Markt voll wird, rückte er heran. So hatte es nämlich Ephialtes angegeben; denn der Abstieg von dem Berg ist kürzer und weniger zeitraubend als der Weg um den Berg samt dem Aufstieg. Die Feinde näherten sich unter der Führung des Xerxes. Die Griechen um Leonidas zogen jetzt, da sie in den sicheren Tod gingen, noch viel mehr als am Anfang weiter nach der breiteren Stelle des Engpasses; denn die Schutzwehr der Mauer wurde bewacht; die aber, welche in den vergangenen Tagen darüber hinaus vorgerückt waren, hatten in der Enge der Schlucht gekämpft. Jetzt stießen sie außerhalb der Enge zusammen, und dabei fiel eine Menge Feinde; denn von hinten trieben die Hauptleute der einzelnen Abteilungen mit Geißeln jeden Mann an, immer und immer nach vorwärts. Viele von ihnen stürzten dabei ins Meer und ertranken; viel mehr aber traten einander lebendig zu Boden. Niemand kümmerte sich um den, der umkam. Weil die Griechen wußten, daß ihnen der Tod durch die, die den Berg umgangen hatten, bevorstand, setzte ein jeder seine ganze Kraft gegen die Barbaren mit Todesverachtung tollkühn ein.
Nun waren aber an diesem Tage schon den meisten ihre Lanzen zerbrochen; da erledigten sie die Perser mit dem Schwerte. Leonidas fiel in diesem Getümmel, nachdem er heldenmütig gekämpft hatte, und mit ihm andere namhafte Spartaner. Die Namen dieser Helden habe ich erfahren; ich kenne sie von allen dreihundert. Aber auch von den Persern fiel natürlich eine große Zahl namhafter Männer, darunter auch zwei Söhne des Dareios, Abrokomas und Hyperanthes. Über der Leiche des Leonidas kam es zwischen Persern und Lakedaimoniern zu einem heftigen Gefecht, bis schließlich die tapferen Griechen die Leiche an sich rissen und den Gegner viermal in die Flucht schlugen. Das dauerte so lange, bis die Leute mit Ephialtes eintrafen. Als die Griechen ihr Anrücken erfuhren, erhielt der Kampf ein anderes Gesicht. Die Griechen zogen sich nämlich nach der Enge des Weges zurück und wichen hinter die Mauer. Dort setzten sie sich alle miteinander dichtgedrängt auf dem Hügel fest außer den Thebanern. Diese Anhöhe liegt am Eingang zur Schlucht, wo jetzt zu Ehren des Leonidas der steinerne Löwe steht. An dieser Stelle wehrten sie sich mit den Schwertern, soweit sie noch welche hatten, dann aber mit Händen und Zähnen. Aber die Feinde überschütteten sie mit ihren Geschossen. Ein Teil drängte von vorne nach und riß die Schutzmauer nieder, die andern umgingen sie und umfaßten sie von allen Seiten.
So kämpften die Spartaner und Thespier. Aber der größte Held soll doch Dienekes aus Sparta gewesen sein. Er sagte, so erzählt man, noch ehe es zum Zusammenprall mit den Persern kam – er hatte von einem Trachinier erfahren, die Barbaren würden mit ihren Geschossen die Sonne durch die Menge ihrer Pfeile verdunkeln, so groß sei ihre Zahl -, unerschrocken darob und unbekümmert um die Menge der Meder: Das sei nur gut für sie, was der Gastfreund aus Trachis melde. Wenn die Meder die Sonne verdunkelten, so könnte man ja im Schatten gegen sie kämpfen und nicht in der Sonne. Die Toten wurden an Ort und Stelle begraben, wo sie gefallen waren. Zu ihrer Ehre und zur Ehre derer, die vorher den Tod fanden, ehe Leonidas die andern weggeschickt hatte, ist folgende Inschrift eingemeißelt:
“Hier zur Stelle bekämpften dreihundert Zehntausende einstmals aus der Peloponnes Männer der Tausende vier.”
Diese Inschrift ist der Gesamtheit der Toten gewidmet. Für die Spartaner aber persönlich steht folgende Inschrift:
“Wanderer, kommst du nach Sparta, so melde dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl”.
Zitiert nach: Herodot Historien, Band I und II, Griechisch-deutsch, hrsg. v. Josef Feix, München 1963, in: H. Brauer: Die Entwicklung der Demokratie in Athen, Geschichtliche Quellen, Paderborn 1983, S. 42 ff.