Unterschiede der Sozialdemokraten und Sozialisten

Im 19. Jahrhundert hatte sich als Reaktion auf die soziale Ungleichheit eine Arbeiterbewegung gebildet. Ihre Anhänger forderten bessere Lebensbedingungen für die Arbeiter und eine sozial gerechte Gesellschaft. Später spaltete sich diese Bewegung aufgrund unvereinbarer politischer Ansichten in zwei Lager: Sozialdemokraten und Sozialisten.

Historischer Kontext

Im deutschsprachigen Raum setzte seit 1830 die Industrielle Revolution ein. Sie hatte enorme Veränderungen in der Gesellschaft zur Folge. In den wachsenden Städten bildeten sich zwei Gesellschaftsklassen heraus. Während das Bürgertum über Fabriken, Maschinen und Kapital verfügte, konnten die Proletarier lediglich ihre Arbeitskraft anbieten [Bourgeoisie und Proletariat]. Infolgedessen wurde die Arbeiterschaft von den bürgerlichen Fabrikbesitzern mit Billiglöhnen ausgebeutet. Es kam zu Massenarmut [Pauperismus] und zur sozialen Frage, für die verschiedene Lösungsansätze gefunden werden mussten. Im Jahr 1863 gründete Ferdinand Lassalle mit dem ADAV den ersten deutschen Arbeiterverein. 1875 wurde dieser zur SAP zusammengeschlossen und erhielt 1890 den Namen SPD. Zu dieser Zeit existierte noch eine einheitliche politische Arbeiterbewegung.1

Spaltung der Arbeiterbewegung

Am Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete Eduard Bernstein die Revisionismustheorie. Damit spaltete sich die Arbeiterbewegung allmählich in zwei Lager. Es herrschte nun Uneinigkeit darüber, ob die politischen Ziele entweder über demokratische Reformen oder einer radikalen Revolution zu bewerkstelligen seien. Den endgültigen Bruch der Arbeiterbewegung markierte der Beginn des Ersten Weltkrieges 1914. Dort stimmte die SPD-Reichstagsfraktion den für das Deutsche Kaiserreich notwendigen Kriegskrediten zu [Burgfriedenspolitik]. Zu den berühmtesten Gegnern dieser Politik gehörte Karl Liebknecht. Er stimmte gegen die Kriegskredite und sorgte für den Aufbau einer Opposition.2

MSPD und USPD

Im Jahr 1917 spaltete sich aus Protest der linke Flügel der SPD ab und gründete mit der USPD eine eigene Partei. Ihr schloss sich auch die Spartakusgruppe an. Die USPD kritisierte die Bewilligung der Kriegskredite und wollte die politischen Ziele durch eine radikale Revolution erreichen. Der übrige mehrheitliche Teil der SPD wurde seitdem als MSPD bezeichnet. Ihre Anhänger waren weiterhin gemäßigt eingestellt und strebten nach demokratischen Reformen. Infolge der Novemberrevolution 1918 ging das Deutsche Kaiserreich unter. Es bildete sich nun ein Rat der Volksbeauftragten, der aus USPD- und MSPD-Politikern bestand. Im Fokus stand die Frage, ob Deutschland eine Rätedemokratie oder parlamentarische Demokratie werden solle. Auf dem Reichsrätekongress entschied sich die Mehrheit für das parlamentarische System. Im Januar 1919 folgte die Gründung der Weimarer Republik.3

Folgen

Nachdem die Rätedemokratie auf dem Reichsrätekongress eine klare Absage erhalten hatte, gründete der linke Flügel der USPD zum Jahreswechsel 1918/19 die KPD. Ihre linksradikalen Anhänger lösten im Januar 1919 in Berlin den Spartakusaufstand aus. Unterdessen hatte die MSPD mit sogenannten Freikorps einen Pakt geschlossen und ließ auf die Aufständischen schießen. Nach diesem Ereignis war die Arbeiterbewegung endgültig gespalten. Man unterschied nun klar zwischen Sozialdemokraten und Sozialisten. Die Sozialdemokraten wurden seither von den Sozialisten als “Sozialfaschisten” bezeichnet, da sie mit den kaiserlichen Eliten zusammengearbeitet und die Arbeiterschaft “verraten” hätten. Die Sozialisten erhielten später auch den Beinamen Kommunisten.4

Bild 1: Eduard Bernstein, Foto von 1895, Lizenz: Gemeinfrei

Bild 2: Karl Liebknecht, Foto von 1911, Lizenz: Gemeinfrei

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 11.01.2019 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 22.02.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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