Nationalismus, Liberalismus und Sozialismus

Im 19. Jahrhundert breiteten sich in West- und Mitteleuropa mehrere politische Denkrichtungen aus. Immer mehr Menschen interessierten sich für die Politik und wollten ihre Ziele selbst verwirklichen. Zu den Grundströmungen gehörten der Nationalismus, Liberalismus und Sozialismus. Als Gegenreaktion entstand der Konservatismus.

Nationalismus

Die Idee der Nation entstand unmittelbar mit dem Ausbruch der Französischen Revolution 1789. Bis dahin verstanden sich die Menschen eines Staates nicht als nationales Volk, sondern als Untertanen eines Monarchen. Im Zuge der Napoleonischen Kriege wurde diese Idee auch in den deutschsprachigen Raum exportiert. Deutschland war jedoch noch kein einheitlicher Nationalstaat, sondern als Staatenbund [Rheinbund und später Deutscher Bund] in verschiedene Fürstentümer geteilt. Aus den Befreiungskriegen gegen Napoleons Besatzungszeit entwickelte sich am Anfang des 19. Jahrhunderts ein gemeinsames deutsches Nationalbewusstsein. Die Forderung nach nationaler Einheit [Deutsche Frage] wurde seitdem zum politischen Programm. Verwirklicht wurde dieses Ziel aber erst mit der Gründung des Deutschen Kaiserreichs 1871.1

Liberalismus

Eng verbunden mit dem Nationalismus gehörte der Liberalismus zur bedeutenden politischen Strömung im 19. Jahrhundert. Viele Menschen wehrten sich gegen die absolute Herrschaft der Fürsten und forderten Freiheits- und Grundrechte. Liberale Anhänger waren vor allem Bildungs- und Besitzbürger. Sie setzten sich für die Aufteilung der staatlichen Macht, Meinungs-/Pressefreiheit, politische Mitbestimmung, Gleichheit vor dem Gesetz und Gewerbefreiheit ein. Dies sollte in einer Verfassung festgeschrieben werden. Die Aktivisten beriefen sich dabei auf frühneuzeitliche Staatstheorien von John Locke, Montesquieu und Jean-Jacques Rousseau. Auch Adam Smiths Idee des Wirtschaftsliberalismus wurde vielfach begrüßt und löste staatliche Eingriffe in der Wirtschaft schrittweise ab.2

Sozialismus

Der Sozialismus entstand aufgrund der prekären Arbeits- und Lebensverhältnisse der Unterschichten [Proletariat]. Durch die freizügige Wirtschaft und Industrialisierung wurde das Proletariat von wohlhabenden bürgerlichen Unternehmern als billige Lohnarbeiter ausgebeutet. Arbeitsschutz und Sozialversicherungen existierten noch nicht. Um diese sogenannte Soziale Frage zu lösen, wurden die Arbeiter gemeinsam aktiv und forderten gerechtere Löhne. Im Zuge dessen gründeten sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts mehrere Arbeitervereine und Gewerkschaften, die politischen Einfluss gewannen. Vom Sozialismus ist der Liberalismus scharf zu trennen: beide Strömungen verkörperten zwei verschiedene Gesellschaftsschichten mit unvereinbaren Zielen.3

Konservatismus

Auch der Konservatismus wird dem Kreis der politischen Strömungen zugeordnet. Er entstand allerdings aus einem anderen Grund: er reagierte auf die größer werdende politische Öffentlichkeit und versuchte diese in Schranken zu halten. Konservative wollten die alte absolutistische Fürstenherrschaft und die Ständegesellschaft so weit wie möglich bewahren. Nationale und liberale Bewegungen galt es vehement niederzuschlagen. Dies wurde vor allem in der Zeit des Vormärz offensichtlich, als bürgerliche Aktivitäten mit den Karlsbader Beschlüssen unterdrückt werden sollten. Zum Leitbild dieser Reaktion wurde das “System Metternich“. Langfristig konnte der Konservatismus diese Entwicklung aber nicht aufhalten und verlor nach der Revolution 1848/49 an Bedeutung.4

Bild 1: “Die Freiheit führt das Volk”, Gemälde von Eugène Delacroix (1830), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 2: John Locke, Gemälde von Gottfried Kneller (1697), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 3: Armut im Vormärz, Autor: Theodor Hosemann (1807), Lizenz: Gemeinfrei

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 15.06.2018 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 23.02.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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