Das Königreich Hannover war ein Mitgliedsstaat im Deutschen Bund. Seit 1714 bildete Hannover eine Personalunion mit Großbritannien. Als diese Personalunion 1837 endete, kam es in Hannover zu einem Eklat: Nachdem der neue König Ernst August die Verfassung von 1833 aufgehoben hatte, leisteten sieben Professoren der Universität Göttingen politischen Widerstand. Obwohl deren Aktivitäten lokal begrenzt blieben und sie teilweise des Landes verwiesen wurden, erregten sie europaweites Aufsehen und lieferten damit eine wichtige Grundlage für den Ausbruch der Revolution 1848/49.

Vorgeschichte

Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege wurde auf dem Wiener Kongress 1815 der Deutsche Bund gegründet. Dieser fungierte als Staatenbund zahlreicher souveräner Einzelstaaten. In der Deutschen Bundesakte war zudem vereinbart worden, dass für jeden Staat eine Verfassung verabschiedet werden sollte. Für Hannover trat diese erst im Jahr 1833 in Kraft. An diesem Staatsgrundgesetz beteiligte sich unter anderem Christoph Friedrich Dahlmann. Im Vergleich zu den politischen Verhältnissen im Deutschen Bund war Hannover damit ein deutlich liberalerer Staat. 1837 wurde diese Verfassung allerdings wieder aufgehoben. In diesem Jahr endete die seit 1714 bestehende Personalunion mit Großbritannien. Der neu eingesetzte König Ernst August fühlte sich an die Verfassung nicht gebunden und setzte sie am 1. November 1837 außer Kraft.1

Proteste der Göttinger Sieben

Zu den bedeutendsten Widerstandskämpfern gehörte Christoph Friedrich Dahlmann, der selbst an der Verfassung von 1833 mitgewirkt hatte und Mitglied in der Zweiten Kammer der Ständeversammlung war. Er legte am 18. November 1837 einen schriftlichen Protest vor, den neben ihm allerdings nur sechs weitere Professoren der Göttinger Universität unterschrieben: dazu gehörten Wilhelm Weber, Wilhelm Grimm, Jakob Grimm, Georg Gottfried Gervinus, Wilhelm Eduard Albrecht und Georg Heinrich August Ewald. Darüber hinaus beteiligten sich am Protest auch zahlreiche Studenten und stellten eigen Abschriften her, die sich im gesamten deutschen Sprachraum verbreiteten. Die Professoren wurden im Dezember 1837 dem Universitätsgericht vorgeführt und anschließend aus ihren Ämtern entlassen. Unter ihnen mussten Dahlmann, Gervinus und Jakob Grimm sogar das Land verlassen.2

Folgen

Der Protest der sieben Göttinger Professoren blieb an sich zwar erfolglos und lokal begrenzt. Auf lange Sicht aber erregte ihr Widerstand europaweites Aufsehen und stärkte die politische Bewegung des Liberalismus. Zahlreiche Menschen begeisterten sich für dafür. Dies liegt unter anderem darin begründet, dass diese Professoren negative Konsequenzen bewusst in Kauf nahmen. Da sie den Eid auf Verfassung und König geschworen hatten, mussten sie damit rechnen, aus ihrem Ämtern entlassen zu werden. Die drei verbannten Professoren erhielten zahlreiche Spendengelder aus der deutschen Bevölkerung. Durch diese Solidarität entwickelte sich der Liberalismus zu einer immer stärkeren politischen Bewegung. Damit hatten die “Göttinger Sieben” einen nicht unerheblichen Anteil am Ausbruch der Revolution 1848/49.3

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Bild 1: Portrait von Ernst August I. von Hannover, Gemälde von Edmund Koken (1842), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 2: Die “Göttinger Sieben”, Autor: Carl Rohde (1837/38), Lizenz: Gemeinfrei

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 16.05.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 04.03.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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