Wiener Kongress

Zwischen dem 18. September 1814 und 9. Juni 1815 versammelten sich Europas führende Staatsmänner auf dem Wiener Kongress. Ziel war die Wiederherstellung der alten Ordnung, die durch die Französische Revolution und anschließenden Napoleonischen Kriegen erschüttert worden war. Die Verhandlungspartner einigten sich auf die Prinzipien der Restauration, Legitimität und Solidarität.

Vorgeschichte

Die Französische Revolution 1789 leitete in Frankreich einen historischen Umbruch ein. Die Ideen der Freiheit, Gleichheit und Nation beseitigten die absolutistische Ordnung des Ancien Règime. Seit 1792 kämpfte das revolutionäre Frankreich gegen andere europäische Großmächte, die sich der Revolution widersetzten [Koalitionskriege]. 1799 ergriff Napoleon Bonaparte die politische Macht in Frankreich. Napoleon eroberte mit der französischen Armee große Teile Europas und exportierte die Ideen der Revolution. Er veränderte vor allem die politische Landkarte des deutschsprachigen Raums [Rheinbund]. Infolge der Befreiungskriege befand sich Napoleon seit 1813 wieder auf dem Rückzug. Der Erste Pariser Frieden sorgte im Frühjahr 1814 für ein vorläufiges Kriegsende.1

Restauration, Legitimität und Solidarität

Der Wiener Kongress begann am 18. September 1814. Er wurde von Österreichs Staatskanzler Fürst von Metternich geleitet. Zwischen den europäischen Großmächten sollte ein Ausgleich geschaffen werden, um ein friedliches Gleichgewicht herzustellen. Weitere Kriege und Revolutionen sollten mit allen Mitteln verhindert werden. Die politischen Entscheidungen richteten sich nach den Prinzipien der RestaurationLegitimität und Solidarität. Die alte Ordnung – Absolutismus und Fürstenherrschaft – sollte so weit wie möglich wiederhergestellt werden. Die Monarchen Preußens, Österreichs und Russlands verbündeten sich in der Heiligen Allianz gegen revolutionäre Ideen aus dem Volk – wie nationale Einheit und politische Freiheit.2

Territoriale Neuordnung

Um eine Epoche des Friedens zu garantieren, legte der Wiener Kongress zahlreiche neue Grenzen fest. Dadurch entstand eine Pentarchie der Großmächte Preußen, Österreich, Russland, Großbritannien und Frankreich. Diese territoriale Neuordnung sollte die Machtverhältnisse innerhalb Europas ausbalancieren. Vor allem Preußen profitierte davon, indem ihm die Rheinprovinz zugesprochen wurde. Dies betraf auch die süddeutschen Staaten Baden, Württemberg und Bayern, die durch Napoleons Veränderungen enorm vergrößert wurden.3

Deutscher Bund

Eine besondere Rolle spielte die Zukunft des deutschsprachigen Raums [Deutsche Frage]. Napoleon hatte die deutschen Staaten durch den Reichsdeputationshauptschluss 1803 territorial umgestaltet und sie im Rheinbund zusammengeschlossen. In den Befreiungskriegen entwickelte sich bei vielen Menschen ein deutsches Nationalbewusstsein. Die Forderungen nach nationaler Einheit wurden auf dem Wiener Kongress aber nicht erfüllt. Stattdessen gründeten die Fürsten mit der am 8. Juni verabschiedeten Bundesakte den Deutschen Bund. Dieser bestand als lockerer Staatenbund aus 34 Fürsten und vier freien Städten. Die Souveränität der einzelnen Staaten blieb erhalten. Damit wurde die Gründung eines Nationalstaates verhindert, da dieser das europäische Gleichgewicht gefährdet hätte.4

Folgen

Der Wiener Kongress ermöglichte eine lange Zeit des Friedens und Gleichgewichts. In zahlreichen Staaten wurden die alten Fürstenherrschaften erneuert. Dennoch war die alte Ordnung nicht mehr ganz wiederherzustellen. Der durch Napoleon bewirkte Modernisierungsschub hatte Spuren lassen. Vor allem das Bildungsbürgertum machte sich in Burschenschaften aktiv und forderte politische Mitspracherechte, eine Verfassung und den gesamtdeutschen Staat. Die liberalen und nationalen Ideen erwiesen sich als Herausforderung für die europäischen Fürsten. Sie wurden seit den Karlsbader Beschlüssen 1819 mit Zensur, Bespitzelung und Verfolgung gewaltsam unterdrückt. Hier geht es weiter zur Epoche des Vormärz.

Bild 1: Wiener Kongress, Gemälde von Jean-Baptiste Isabey und bearbeitet von Maciej Szczepańczyk, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Bild 2: Portrait von Fürst Metternich, Gemälde von Thomas Lawrence (1815), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 3: Karte Deutscher Bund 1815, Autor: ziegelbrenner, Lizenz: CC BY-SA 3.0

 

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 12.04.2012 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 20.02.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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