Ernst Moritz Arndt: Über Volkshaß

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die vielen deutschen Klein- und Mittelstaaten in den Napoleonischen Kriegen von Frankreich besetzt. In dieser Zeit entwickelte sich bei den Deutschen ein gemeinsames Nationalgefühl als Widerstand gegen die französische Fremdherrschaft. Die Notwendigkeit der Bildung einer deutschen Nation brachte Schriftsteller Ernst Moritz Arndt in seiner Schrift “Über Volkshaß” 1813 zum Ausdruck:

Es ist eine unumstößliche Wahrheit, daß alles, was Leben und Bestand haben soll, eine bestimmte Abneigung, einen Gegensatz, einen Haß haben muß; daß, wie jedes Volk sein eigenes, innigstes Lebenselement hat, es ebenso eine feste Liebe und einen festen Haß haben muß, wenn es nicht in gleichgültiger Nichtigkeit und Erbärmlichkeit vergehen und zuletzt mit Unterjochung endigen will. Ich könnte traurig hinweisen, wodurch die letzten Jahre über Deutschland gekommen sind. Wir liebten und erkannten das Eigene nicht mehr, sondern buhlten mit dem Fremden. […] Ich will den Haß gegen die Franzosen, nicht bloß für diesen Krieg, ich will ihn für lange Zeit, ich will ihn für immer. Dann werden Deutschlands Grenzen auch ohne künstliche Wehren sicher sein, denn das Volk wird immer einen Vereinigungspunkt haben, sobald die unruhigen und räuberischen Nachbarn überlaufen wollen. Dieser Haß glühe als die Religion des deutschen Volkes, als heiliger Wahn in allen Herzen und erhalte uns immer unsrer Treue, Redlichkeit und Tapferkeit. […] Wir sind von Gott in den Mittelpunkt Europens gesetzt, wir sind das Herz unseres Weltteils, wir sind auch der Mittelpunkt der neuen Geschichte und der Kirche und des Christentums. Gerade weil wir in der Mitte liegen, stürmen und strömen alle verschiedensten Völker Europens immer auf uns ein und suchen uns wegzuspülen und wegzudrängen. […] Wir haben also mehr als alle anderen Völker Ursache zu wachen, daß das Eigentümliche und Besondere, was uns als Deutsche, als ein bestimmtes Volk mit einem bestimmten Namen, auszeichnet, durch die Völkerflut und Geistesflut, die immer von uns und zu uns geht, nicht weggespült und weggewaschen werde; wir müssen dreifache und vierfache Bollwerke und Schanzen um uns aufführen, damit wir nicht zuletzt matte Bilder werden, welche Allem und Nichts ähnlich sehen und welche, weil sie Gestalt und Gepräge verloren haben, auch nichts andres gestalten und bilden können; daß ich es mit einem Wort sage, damit der Deutsche der große geistige Spiegel der Welt bleiben könne, muß er seine Eigentümlichkeit nicht verschleifen noch vertändeln: er muß ein Deutscher bleiben.

Auszüge zitiert nach: H. Vogt (Hg.), Nationalismus gestern und heute, Opladen 1967, S. 102 ff.

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 24.02.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 24.02.2016. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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