Zweite Industrielle Revolution

In England begann die Industrialisierung bereits in den 1780er Jahren. Der deutschsprachige Raum wurde von diesem Fortschritt erst ab 1830 erfasst. Diese “Zweite Industrielle Revolution” führte zu einem umfassenden Wandel in Technik, Wirtschaft und Gesellschaft. Deutschland – erst 1871 als Nationalstaat geeint – entwickelte sich von einer Agrar- zur Industriegesellschaft.

Ursachen

Die in England ausgehende Erste Industrielle Revolution hatte neue technische Erfindungen wie die Dampfmaschine oder den mechanischen Webstuhl hervorgebracht. Die Arbeitsweise wurde durch die Entstehung zahlreicher Fabriken revolutioniert. Im deutschsprachigen Raum galten die Engländer als Vorbild. Im Rahmen der Preußischen Reformen wurden im Jahr 1807 die Bauernbefreiung und Gewerbefreiheit beschlossen. Mit dem 1834 gegründeten Deutschen Zollverein einigten sich die Staaten des Deutschen Bundes auf eine einheitliche Zoll– und Handelspolitik. Durch die Modernisierung der Landwirtschaft verbesserte sich die Ernährungsgrundlage für die Menschen. Die Städte erfasste eine Bevölkerungsexplosion. Es standen nun zahlreiche Arbeitskräfte zur Verfügung, die in der wachsenden Industrie eingesetzt werden konnten.1

Frühindustrialisierung

In den 1830er Jahren setzte im Deutschen Bund die Frühindustrialisierung ein. Diese Phase war geprägt von der Gründung des Deutschen Zollvereins, der den zwischenstaatlichen Handel erleichterte. Im Jahr 1835 entstand die erste Eisenbahnverbindung. Als neues Verkehrsmittel wurden die Eisenbahnen zum “Motor” der Industrialisierung. Sie ermöglichten den Bau neuer Industriebetriebe und konnten Güter sowie Arbeiter in bislang unbekannter Geschwindigkeit transportieren. Zum wichtigsten Industriezweig entwickelte sich die Schwerindustrie. Das Ruhrgebiet blühte aufgrund seines Reichtums an Kohle und Eisen als deutsches Industriezentrum auf.2

Durchbruch der deutschen Industrialisierung

Nach der Revolution 1848/49 verfestigten sich die wirtschaftlichen Strukturen im Deutschen Bund. Der durch den Zollverein geschaffene Binnenmarkt und der Ausbau des Eisenbahnnetzes beschleunigten den Transport von Waren und Personen. Der Eisenbahnbau verhalf der Kohle- und Stahlproduktion zum Durchbruch. Die in England erfundenen Geräte – wie der mechanische Webstuhl und die Dampfmaschine – wurden nachgebaut und ersetzten die traditionelle Handarbeit. In den neu entstehenden Fabriken konnten immer mehr Güter in kürzerer Zeit hergestellt werden. Begünstigt wurde dies durch die Erfindung der Fließbänder, die eine arbeitsteilige Massenproduktion ermöglichten. Hier geht es zu den Erfindungen der Industrialisierung.

Hochindustrialisierung seit 1871

Nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg und der Reichsgründung begann seit 1871 die “Hochindustrialisierung” im Deutschen Kaiserreich. In dieser Zeit entwickelten sich die Chemie- und Elektroindustrie zu den führenden Sektoren der Industrialisierung. Es entstanden neue Farb- und Werkstoffe. Durch die Erfindung der Glühbirne konnte Licht nun elektrisch hergestellt werden. Zu den Erfindungen dieser Zeit gehörte außerdem der Verbrennungsmotor, der die Grundlage für das Automobil schuf. Mit der aufstrebenden Industrie wuchs zugleich auch die Anzahl von Banken und Aktiengesellschaften, die Geld für neue Investitionen bereitstellten. Deutschland entwickelte sich seit 1871 zu einer der größten Industriemächte weltweit.3

Veränderungen in der Gesellschaft

Durch die Industrielle Revolution wandelte sich Deutschland von einer Agrar– zur Industriegesellschaft. Das Bürgertum war der größte Nutznießer dieser Entwicklung. In den rasant wachsenden Städten lebten zahlreiche Lohnarbeiter, die von den bürgerlichen Unternehmern mit Billiglöhnen ausgebeutet wurden. Es entstand eine soziale Spaltung zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Als Reaktion auf die soziale Frage entwickelten Karl Marx und Friedrich Engels mit dem “Kommunistischen Manifest” 1848 eine neue Gesellschaftsform. In den 1860er Jahren entstanden die ersten Gewerkschaften und Arbeitervereine, die langfristig an politischer Bedeutung gewannen und die Bedingungen der Arbeiterschaft verbessern konnten. Der Staat kam diesen Forderungen mit einer Sozialgesetzgebung entgegen.

Bild 1: Karte Deutscher Zollverein 1834, Autor:  Pischdi, Lizenz: CC BY-SA 2.5

Bild 2: Bonn-Cölner Eisenbahn um 1844, Lizenz: Gemeinfrei

Bild 3: Lokomotivfabrik von August Borsig 1847, Gemälde von Carl Eduard Biermann, Lizenz: Gemeinfrei

 

 

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 10.12.2018 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 20.11.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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