Imperialismus

Zwischen 1880 und 1914 herrschte zwischen den europäischen Großmächten ein “Wettlauf” um Afrika. Im Mittelpunkt stand der Erwerb von Kolonien, von denen man sich Machtgewinn, Rohstoffe und Absatzmärkte erhoffte. Diese als “Imperialismus” bezeichnete Epoche führte zu verschärften Spannungen zwischen den Großmächten und ebnete den Weg in den Ersten Weltkrieg.

Voraussetzungen

Der europäische Kolonialismus begann bereits im 15./16. Jahrhundert. Im 19. Jahrhundert erreichte er jedoch eine neue Dimension. Die Industrielle Revolution bescherte den europäischen Großmächten einen enormen Entwicklungsschub. Sie verfügten nun über Dampfschiffe, Maschinengewehre und elektrischen Strom. Europa war dem afrikanischen Kontinent wirtschaftlich, technologisch und militärisch weit überlegen.1

Motive und Ziele

Für die europäische Expansion sprachen verschiedene Gründe. Die Kolonialmächte strebten nach Rohstoffen, Absatzmärkten, Handelsstützpunkten und billigen Arbeitskräften. Durch den Erwerb von Land sollte zudem ein neues Siedlungsgebiet für die wachsende einheimische Bevölkerung errichtet werden. Neben diesen wirtschaftlichen Faktoren spielte der Sozialdarwinismus eine wichtige Rolle. Die europäischen Großmächte rechtfertigen den Imperialismus mit ihrer zivilisatorisch-technischen Überlegenheit. Sie verstanden sich als “Missionare” der unterentwickelten Welt – charakteristisch für den Chauvinismus und Rassismus. Über den Erwerb von Kolonien versuchten die Großmächte außerdem von innenpolitischen Problemen abzulenken. Darüber hinaus war mit dem Imperialismus auch ein bestimmtes Prestigebedürfnis – im Rahmen des “Wettlaufs um Afrika” – verbunden.2

Funktionen und Formen

In der Zeit des Imperialismus betrieben die europäischen Großmächte zwei unterschiedliche Herrschaftsformen: Im Rahmen der “direkten Herrschaft” wurden die lokalen Stammesführer in Afrika abgesetzt bzw. stark unterdrückt. In dieser Kolonie wurde die Bevölkerung kulturell, sprachlich und rechtlich durch die herrschende Kolonialmacht umerzogen. Ein Beispiel dafür ist die Kolonialpolitik Frankreichs, bei der die Kolonien als “verlängerter Arm” des französischen Staates betrachtet wurden. Bei der “indirekten Herrschaft” hingegen arbeitete die Kolonialmacht mit dem lokalen Stammesführer zusammen und ließ die örtlichen Strukturen weitgehend bestehen. Lediglich die militärische und wirtschaftliche Kontrolle lag bei der Kolonialmacht. Diese Herrschaftsform wurde insbesondere von Großbritannien (beispielsweise in Indien) praktiziert.3

Verlauf

Der expansive Imperialismus begann um das Jahr 1880. Bis 1890 hatten vor allem Frankreich und Großbritannien den afrikanischen Kontinent weitgehend unter sich aufgeteilt. Das Deutsche Kaiserreich erwarb als “verspätete Nation” erst 1884 die erste Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Reichskanzler Otto von Bismarck betrieb eine defensive Außenpolitik und stand Gebietseroberungen skeptisch gegenüber. Mit dem Amtsantritt Kaiser Wilhelms II. kam es zur Wende. Das Deutsche Reich ging zu einer aktiven Kolonialpolitik über. Diese führte zu Konflikten – z.B. die Marokkokrise – mit Frankreich und Großbritannien, die den afrikanischen Kontinent nahezu beherrschten. Die imperiale deutsche Außenpolitik begünstigte somit den Ausbruch des Ersten Weltkriegs.4

Herero-Aufstand

Die Beherrschung afrikanischer Völker war oftmals mit Unterdrückung und Ausbeutung verbunden. Im Jahr 1904 kam es in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika zum sogenannten “Herero-Aufstand”. Die einheimische Bevölkerung der Herero und Nama leistete der deutschen Kolonialmacht Widerstand. Die deutschen Soldaten schlugen den Aufstand unter der Führung Lothar von Trothas militärisch nieder. Sie vertrieben die Herero und Nama in die Omaheke-Wüste und ließen sie dort verhungern. Der Herero-Aufstand markierte das dunkelste Kapitel der erfolglosen deutschen Kolonialpolitik. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor das Deutsche Reich – Im Rahmen des Versailler Vertrags – seine Kolonien.5

Bild 1: Sklaventransport in Afrika (19. Jhd.), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 2: Lage Deutsch-Südwestafrikas und anderer deutscher Kolonien in Afrika (1913), Autor: Eric Gaba (Sting – fr:Sting), derivative work: P. S. Burton (talk), Lizenz: CC BY-SA 2.5

Bild 3: Gefangene Herero mit deutschen Soldaten (1904-1908), Lizenz: Gemeinfrei

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 14.08.2012 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 17.02.2022. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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