Lenin über die “Neue Ökonomische Politik”

Nach der Oktoberrevolution 1917 in Russland kam es zu einem blutigen Bürgerkrieg zwischen Kommunisten und ihren Gegnern. Als das Chaos 1922 beendet war, führten die Bolschewiki die “Neue Ökonomische Politik” ein, durch die sich die soziale Lage etwas erholen konnte. Folgendes schrieb Parteiführer Lenin im Frühjahr 1922:

Die Neue Ökonomische Politik führt zu einer Reihe wesentlicher Veränderungen. […] Die überwiegende Masse der Produktionsmittel auf dem Gebiete der Industrie und des Verkehrswesens bleibt in den Händen des proletarischen Staates. Zusammen mit der Nationalisierung des Grund und Bodens zeigt dieser Umstand, daß die Neue Ökonomische Politik das Wesen des Arbeiterstaates nicht verändert, die Methoden und Formen des sozialistischen Aufbaus jedoch wesentlich ändert, weil sie den ökonomischen Wettstreit zuläßt zwischen dem im Aufbau befindlichen Sozialismus und dem zur Wiederherstellung strebenden Kapitalismus auf der Basis einer Befriedigung der vielmillionenköpfigen Bauernschaft durch Vermittlung des Marktes.

Die Änderungen der Form des sozialistischen Aufbaus werden durch den Umstand hervorgerufen, daß in der gesamten Politik des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus die Kommunistische Partei und die Sowjetmacht jetzt besondere Methoden dieses Übergangs verwirklichen, in vieler Beziehung auf eine andere Art vorgehen als früher, eine Reihe von Positionen durch eine sozusagen “neue Umgehung” erobern, einen Rückzug durchführen, um besser vorbereitet wieder zur Offensive gegen den Kapitalismus überzugehen. Insbesondere sind gegenwärtig freier Handel und Kapitalismus, die der staatlichen Regulierung unterstehen, zugelassen, und sie entwickeln sich, während anderseits die sozialisierten staatlichen Betriebe auf das sogenannte Prinzip der Rentabilität, d. h. auf kommerzielle Grundlage, übergeführt werden. […] Ohne sein Wesen zu ändern, kann der proletarische Staat die Freiheit des Handels und die Entwicklung des Kapitalismus nur bis zu einem bestimmten Grade zulassen und nur unter der Bedingung der staatlichen Regulierung (Aufsicht, Kontrolle, Festsetzung der Formen, der Ordnung usw.) des Privathandels und des privatwirtschaftlichen Kapitalismus. […]

Die grundlegende, entscheidende, allem anderen übergeordnete Aufgabe der NÖP ist die Herstellung des Zusammenschlusses zwischen der neuen Ökonomik, die wir aufzubauen begonnen haben […] und der bäuerlichen Wirtschaft, die die Wirtschaft von Millionen und aber Millionen Bauern ist. […] Unser Ziel ist, den Zusammenschluß herzustellen, dem Bauern durch Taten zu beweisen, daß wir mit dem beginnen, was ihm verständlich, vertraut und heute bei all seiner Armut erreichbar ist, nicht aber mit etwas, was dem Bauernstandpunkt fernliegt, phantastisch ist – zu beweisen, daß wir ihm zu helfen verstehen, daß die Kommunisten dem jetzt in einer schweren Lage befindlichen, verarmten, verelendeten, qualvoll hungernden Kleinbauern sofort wirklich helfen. Entweder werden wir das beweisen, oder er wird und zum Teufel jagen. Das ist völlig unausbleiblich […].

Auszüge zitiert nach: W. Lautemann, M. Schlenke (Hg.), Geschichte in Quellen, Weltkriege und Revolutionen 1914-1945, Band 5, München 1961, S. 139.

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 02.03.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 02.03.2016. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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