Der türkisch-stämmige Salih Güldiken kam im Jahr 1962 als Gastarbeiter nach Köln. Neben seiner beruflichen Tätigkeit als Elektriker setzte er sich für die Rechte seiner Landsleute ein, für die er am 8. Januar 1986 ein Schreiben an den Bundespräsidenten verfasste:
Sehr geehrter Herr Bundespräsident! Ich möchte mich hiermit nochmals für Ihre Einladung bedanken und Ihnen bei dieser Gelegenheit einige Anliegen vortragen, die meine Landsleute hier sehr bedrücken, und Sie bitten, uns bei der Lösung dieser Probleme zu helfen:
Die Einführung des Visumszwangs für türkische Staatsangehörige stellt uns bis heute immer wieder vor große Schwierigkeiten. Abgesehen davon, dass es uns schmerzt, in ein Land, mit dem unsere Bevölkerung seit Jahrhunderten eine traditionelle Freundschaft verbindet, nur noch mit einem Visum einreisen zu dürfen, ist es schwierig, in der Türkei ein Visum für die Bundesrepublik Deutschland zu bekommen. Man muss lange Wartezeiten hinnehmen und die finanziellen Aufwendungen (Reisekosten, Hotel etc.) sind auch nicht unerheblich.
Unsere Angehörigen können in Notfällen (z.B. Krankheit, Unfall, Tod etc.) nicht sofort herkommen. Wie Sie wissen, sind die familiären Bindungen für uns von größter Bedeutung und daher wäre eine Abschaffung des Visumszwangs oder wenigstens eine Vereinfachung des Verfahrens mit weniger Wartezeiten für uns eine große Erleichterung, für die wir Ihnen für immer dankbar wären. […]
Ich möchte Sie auch bitten, uns bei der Familienzusammenführung für die zweite Generation der türkischen Arbeitnehmer behilflich zu sein. Wenn zum Beispiel ein in der Bundesrepublik lebender junger Türke in der Türkei heiratet, darf er seine Frau nicht in die Bundesrepublik mitnehmen. Es sind Wartezeiten von 1 bis 3 Jahren hinzunehmen. Wie wichtig gerade das Zusammenleben zu Beginn einer Ehe ist, brauche ich sicherlich einem Familienvater nicht zu erläutern. […]
Hochachtungsvoll, Salih Güldiken
Auszüge zitiert nach: Goddar, Jeannette/Huneke, Dorte (Hg.): Auf Zeit. Für immer. Zuwanderer aus der Türkei erinnern sich, Bonn 2011, S. 109.