Re-Education

Mit der Re-Education verfolgten die Alliierten in der Nachkriegszeit das Ziel, Deutschland vom nationalsozialistischen Gedankengut zu lösen und demokratisch zu erziehen. Zum Aufbau eines demokratischen Systems nutzten die Besatzungsmächte Bildung, Medien und Kultur. Die Re-Education war Teil der Entnazifizierung und geriet durch den aufkommenden Ost/West-Konflikt ab 1949 in den Hintergrund.

Ursachen

Nach Kriegsende 1945 wurde Deutschland von den Siegermächten in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Der Alliierte Kontrollrat übernahm die höchste Regierungsgewalt. Zu den gemeinsamen Zielen der Besatzungsmächte zählten die sogenannten 5 Ds der Potsdamer Konferenz. Die dazu gehörende Demokratisierung erwies sich zunächst als große Herausforderung. Das System des “Dritten Reichs” hatte in der deutschen Gesellschaft deutlich Spuren hinterlassen. Für einen demokratischen Aufbau war es daher notwendig, die Bevölkerung mittels Bildung, Medien und Kultur umzuerziehen.1

Re-Education

Die westlichen Militärregierungen Großbritanniens und der USA setzten nach 1945 verstärkt Mittel politischer Bildung ein, um somit die Umerziehung der deutschen Gesellschaft zu ermöglichen. Dies äußerte sich in öffentlichen Podiumsdiskussionen, Filmpräsentationen, Rundfunkbeiträgen und Zeitschriftenartikel. In der US-amerikanischen Besatzungszone wurden die Einwohner der Stadt Weimar gezwungen, das befreite KZ Buchenwald zu besichtigen und auf diese Weise auf die NS-Verbrechen aufmerksam zu machen. In den westlichen Besatzungszonen entstanden öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten, die von staatlicher Kontrolle unabhängig waren, aber dennoch einem eigenen Aufsichtsgremium unterstanden. Ebenso durften in den Westzonen ab 1947 Zeitungen ohne Lizenz veröffentlicht werden, da die Pressefreiheit wichtiger Bestandteil eines demokratischen Systems war. In der Bildungspolitik sollten jegliche nationalsozialistische und militaristische Inhalte vernichtet werden.2

Folgen

Die Re-Education der drei Westzonen unterschied sich maßgeblich von der sowjetischen Besatzungszone. Durch Enteignungen, Verstaatlichung und Besetzung von Schlüsselstellen durch Kommunisten kam es dort schnell zum Aufbau eines sozialistischen Staatssystems. Politische Freiheit war im Gegensatz zu Westdeutschland unmöglich geworden. Mit der Etablierung der SED als staatstragende Partei wurde die Grundlage für die Gleichschaltung von Politik, Wirtschaft und Kultur geschaffen. In den Westzonen wurde die Re-Education seit 1946 durch eine Re-Orientation ersetzt, durch die die westdeutsche Gesellschaft enger an die westliche Staatengemeinschaft gebunden werden sollte. Dies war eine Folge des aufkommenden Kalten Kriegs, der 1949 zur deutschen Teilung in BRD und DDR führte. Folglich gerieten die Umerziehungsversuche in den Hintergrund.3

Bild 1: Amerikanisches Plakat zur Re-Education (1947), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 2: Konfrontation mit NS-Kriegsverbrechen (1945), Lizenz: Gemeinfrei

 

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 25.08.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 21.02.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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