Rede des Jakobiners Louis de Saint-Just vor dem Konvent

1789 war die Französische Revolution ausgebrochen. Nachdem 1791 die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte verabschiedet worden war, kam es im weiteren Verlauf der Revolution zur Radikalisierung durch die Jakobiner. Diese wollten die Monarchie abschaffen und soziale Gerechtigkeit für alle Gesellschaftsklassen herstellen. In einer Rede vor dem Konvent am 13. Januar 1793 sprach sich der Jakobiner Louis de Saint-Just für die Hinrichtung des Königs aus:

Ich will beweisen, dass der König gerichtet werden kann; dass die Meinung Morissons [ein Gegner der Jakobiner], der an der Unverletzlichkeit festhält, so falsch ist wie die des Ausschusses, der ihn als Bürger richten will, und dass er gerichtet werden muss nach den Grundsätzen, die weder mit der einen Meinung noch mit der anderen etwas zu schaffen haben. Ich sage, der König muss als Feind gerichtet werden; wir haben ihn weniger zu richten als zu bekämpfen. […] Eines Tages wird die Menschheit, wenn sie von unseren Vorurteilen so weit entfernt ist wie wir von denen der Vandalen, erstaunen über die Barbarei eines Jahrhunderts, in dem man sich ein Gewissen daraus machte, einen Tyrannen zu richten, in dem das Volk, das einen Tyrannen zu richten hatte, ihn erst zum Rang eines Bürgers erhob, ehe es seine Verbrechen prüfte. Man wird erstaunen darüber, dass man im 18. Jahrhundert weniger fortgeschritten war als zur Zeit Cäsars: Der Tyrann wurde geschlachtet mitten im versammelten Senat, ohne andere Förmlichkeiten als 22 Dolchstiche, ohne andere Gesetze als die Freiheit Roms. Und heute scheut man sich, einem Mann den Prozess zu machen, der der Mörder eines Volkes, der ergriffen worden ist auf frischer Tat, die Hand im Blut, die Hand im Verbrechen! […] In einer anderen Zeit würde manche edle Seele sagen, einem König muss der Prozess gemacht werden, nicht wegen der Verbrechen seiner Verwaltung, sondern wegen des Frevels, dass er überhaupt König war; denn diese Anmaßung kann nichts auf der Welt rechtfertigen; und mit welchen Selbsttäuschungen, mit welchen Gewohnheitslügen sich das Königtum verkleiden mag, es bleibt ein ewiges Verbrechen, gegen das jeder Mensch das Recht hat, sich zu erheben und zu bewaffnen, es ist eines jener Attentate, die selbst die Verblendung eines ganzen Volkes nicht rechtfertigen kann. Solch ein Volk begeht durch das Beispiel, das es gegeben hat, ein Verbrechen gegen die Natur […]. Man kann nicht herrschen und dabei schuldfrei sein, der Aberwitz ist offenbar. Jeder König ist Rebell und Usurpator. -So eilt denn, denn König zu richten: denn jeder Bürger hat dasselbe Recht auf ihn wie Brutus und Cäsar.

Auszüge zitiert nach: Paul Hartig, Die Französische Revolution, Stuttgart 1960, S. 43 f.

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 04.03.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 04.03.2016. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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