Zeitalter der Aufklärung

Um 1700 setzte in Europa ein tiefgreifender Wandel des geistigen und gesellschaftlichen Lebens ein. Seitdem sich die katholische Kirche durch die Reformation 1517 in verschiedene Konfessionen gespalten hatte, kam es andauernd zu Religions- und Bürgerkriegen. Gebildete Menschen setzten sich daher für Religionsfreiheit ein und weiteten ihre Forderungen schließlich auf die Denk- und Meinungsfreiheit aus. Beeinflusst wurden diese Ideen von der Epoche der Renaissance. Auch der vorherrschende Absolutismus wurde von vielen Aufklärern in Frage gestellt, weil die Herrscher ihre Macht mit dem Gottesgnadentum rechtfertigten. Anstelle des christlichen Glaubens traten durch das Zeitalter der Aufklärung die Forderungen nach Vernunft, Freiheit und Tugend in den Vordergrund. Die Ideen der Aufklärung entstammten der antiken griechischen und römischen Philosophie und wurden zur wichtigen Grundlage der Französischen Revolution 1789.

Glorious Revolution in England

Die Glorious Revolution 1688 in England markierte einen ersten Schritt für den Durchbruch der Aufklärung. Sie beendete die jahrelangen Religions- und Bürgerkriege und stärkte die politischen Rechte des Parlaments. Damit wurde England endgültig zur konstitutionellen Monarchie. Es legte den Grundstein für die Verbreitung von Philosophie und Naturwissenschaften im modernen Europa. Der englische Naturforscher Isaac Newton gilt wegen seinen neuen Erkenntnissen in der Physik und Mathematik als bedeutendster Wissenschaftler aller Zeiten. Auf philosophischer und politischer Ebene erlangten John Locke und Thomas Hobbes große Berühmtheit. Sie verbreiteten ihre Vorstellung, dass der Staat auf einem Vertrag beruhe und dafür da sei, Freiheit und Eigentum seiner Bürger zu schützen. Außerdem entstand die Idee einer staatlichen Gewaltenteilung, damit Machtmissbrauch verhindert werde. Die Legislative sollte unter der Kontrolle des Volks bleiben, während der König über die außenpolitischen Kompetenzen des Staates verfüge. Locke setzte sich darüber hinaus für Religionsfreiheit ein und forderte die strikte Trennung von Kirche und Staat. Durch die Glorious Revolution und die verbreiteten Ideen der Aufklärung entwickelte sich England von einer feudalen und religiösen zu einer bürgerlichen und frühliberalen Gesellschaft.

Aufklärung in Frankreich

Frankreich galt im 18 Jahrhundert unter dem Namen Ancien Regime als kulturelles Zentrum Europas. Dies lag daran, dass das französische Gebiet in der Antike von den Römern stark besiedelt war und deren Kultur auch nach dem Untergang des Römischen Reiches im Mittelalter weiterhin existierte. Seitdem entwickelte sich Frankreich zum Zentralstaat und stieg nach dem Dreißigjährigen Krieg zur dominierenden politischen Vormacht Europas auf. Unter “Sonnenkönig” Ludwig XIV. erreichte die absolutistische Monarchie ihren Höhepunkt. Seine Herrschaft war geprägt von der Unterdrückung der Protestanten und der uneingeschränkten Alleinherrschaft. Nach seinem Tod 1715 ließen die Verfolgungen der Protestanten nach und geistige Ideen der Aufklärung konnten sich schneller verbreiten. Salons und Lesegesellschaften, in denen sich Gelehrte und Dichter zusammensetzten, entstanden.

Staatstheorien

Unter den französischen Aufklärern zählt Montesquieu zu den einflussreichsten. Er setzte sich für die konstitutionelle Monarchie ein und griff die Idee der Gewaltenteilung von John Locke auf. Er dehnte diese Modell mit dem Zusatz aus, dass der Staat in Legislative, Judikative und Exekutive getrennt sein soll. Auch Voltaire brachte die englischen Ideen der Aufklärung nach Frankreich. Er kritisierte ebenso den Machtmissbrauch des Absolutismus und die Eingriffe der Kirche ins politische Leben. Voltaire suchte allerdings weiterhin die Nähe des Adels und der Könige, während Montesquieu mehr auf die Ebene des Volkes einging. Auf philosophischer Ebene machte sich Jean-Jacques Rosseau einen berühmten Namen, da er in seinem Du Contrat Social das Gottesgnadentum in Frage stellte, den allgemeinen Wille des Gemeinwohls betonte und daher als Wegbereiter von Demokratie und Volkssouveränität gilt. 1789 wurden diese Theorien zur wichtigen Grundlage der Französischen Revolution.

Aufklärung in Deutschland

Anders als Frankreich und England existierte Deutschland im 18, Jahrhundert noch nicht als einheitliches Staatsgebilde, sondern war unter dem Namen Heiliges Römisches Reich in über 300 Fürstentümer unterteilt. Nach der Reformation und dem Dreißigjährigen Krieg war das Reich in verschiedene Konfessionen zersplittert. Durch den Augsburger Religionsfrieden konnte jeder Fürst über den Glauben in seinem Territorium selbst bestimmen. In allen deutschen Kleinstaaten war der Absolutismus weiterhin vorherrschend. Eine Ausnahme unter diesen Staaten war das protestantische Brandenburg-Preußen. König Friedrich II. hatte Preußens Territorium durch den Siebenjährigen Krieg auf Kosten Österreichs erweitert und erließ dann innenpolitische Reformen. Er interessierte sich für die Theorien des französischen Philosophen Voltaires und wollte dessen Ideen in die politische Praxis umsetzen. Mit der Einführung des Aufgeklärten Absolutismus machte Friedrich II. Preußen schließlich zum Zentrum der deutschen Aufklärung. Der berühmteste deutsche Aufklärer war Immanuel Kant. Er schuf neue Perspektiven der Philosophie und setzte den Verstand, durch den der Mensch selbst denken solle, in den Mittelpunkt.

Folgen

Die Ideen der Aufklärung führten zu folgenreichen Veränderungen im geistigen und gesellschaftlichen Leben Europas. Nachdem sich Frankreich durch die hohen Verluste im Siebenjährigen Krieg und amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verschuldet hatte, kam es 1789 – beeinflusst von der Aufklärung – zum Ausbruch der Französischen Revolution. Damit wurde die Ständegesellschaft abgeschafft, die Bauern aus ihrer Leibeigenschaft befreit und eine liberale Verfassung eingeführt. Dies wurde später zum Vorbild für andere europäische Staaten. 1776 wurde in Amerika mit der Unabhängigkeitserklärung der Grundstein für die Gründung der USA gelegt. Damit gab es nun erstmals einen demokratischen Staat, der auf Volkssouveränität aufbaute. Auf wirtschaftlicher Ebene gelang dem Freihandel durch die Lehre von Adam Smith der Durchbruch. Nach den Napoleonischen Kriegen versuchten europäische Monarchen auf dem Wiener Kongress 1815 zunächst, die alte absolutistische Ordnung zu restaurieren. Neue aufkommende Proteste im deutschen Vormärz und in der Revolution 1848 führten aber langfristig zum Durchbruch von Demokratie und Volkssouveränität, die Grundpfeiler der heutigen Europäischen Union sind.

Bild 1: Montesquieu, Gemälde von James Anthony Dassier (Datum: unbekannt), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 2: Jean-Jacques Rousseau, Gemälde von Maurice Quentin de La Tour (Datum: unbekannt), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 3: Portrait von Friedrich dem Großen, Gemälde von Anton Graff (1781), Lizenz: Gemeinfrei

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 25.06.2013 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 19.08.2022. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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