Vordenker der Aufklärung

Im 17. Jahrhundert begann in Europa ein geistiger und gesellschaftlicher Umbruch. Gelehrte Wissenschaftler übernahmen die Ideen der antiken griechischen und römischen Philosophie und hinterfragten immer mehr den Einfluss der Religion auf das politische und gesellschaftliche Leben. Anstelle von Aberglauben traten nun Forderungen nach Vernunft, Freiheit und Tugend in den Vordergrund. Die Ideen der Aufklärung gewannen langfristig an Bedeutung. Neben der Säkularisierung kam es später auch zur Abschaffung des vorherrschenden Absolutismus und der Ständegesellschaft. Beeinflusst wurden diese Ideen vor allem von den Strömungen der Renaissance und Humanismus, die sich für die Wiederentdeckung der Antike einsetzten und das Mittelalter als “finster” abstempelten. Die Aufklärung wurde zur Grundvoraussetzung für die Entwicklung von Demokratie und Menschenrechten, die zu den Grundpfeilern der heutigen Europäischen Union gehören.

Renaissance und Humanismus

Um 1500 bemühten sich europäische Künstler und Gelehrte, die literarischen, künstlerischen und politischen Leistungen der griechischen und römischen Antike wiederzubeleben. Diese “Wiedergeburt” der Antike wird als Renaissance bezeichnet. Darüber hinaus entwickelte sich mit dem Humanismus eine Bildungsbewegung, die das Individuum des Menschen in den Mittelpunkt setzte und sich von der “finsternen” christlichen Epoche des Mittelalters zu distanzieren versuchte. Mit der Rückbesinnung auf antike Quellen forderten sie den uneingeschränkten freien Zugang zu Wissen, durch das der Mensch sich ideal entfalten könne. Als Gegensatz dazu wurde der christlich legitimierte Feudalismus angesehen, der die Menschen in ihrer Denkrichtung verfälsche. Von hinreichender Bedeutung für die Ausbreitung den Renaissance-Humanismus war die Reformation 1517, durch die sich die Kirche in verschiedene Konfessionen spaltete und der religiöse Einfluss auf das Leben immer mehr hinterfragt wurde. Charakteristisch für diese Entwicklung wurde das sogenannte konfessionelle Zeitalter.1

Bill of Rights

Einen wichtigen ersten Schritt für den Durchbruch der Aufklärung markierte die Glorious Revolution 1688 in England. Durch die Bill of Rights wurden die Rechte des Parlaments gegenüber dem König festgeschrieben, sodass sich England von einer absolutistischen zur konstitutionellen Monarchie entwickelte. Die Bill of Rights gelangten ein Jahrhundert später auch nach Nordamerika, wo durch den Unabhängigkeitskrieg und der Unabhängigkeitserklärung 1776 die erste demokratische Verfassung geboren wurde. Dies war insbesondere ein Verdienst von Thomas Paine, der durch seine Flugschrift Common Sense das Recht auf Unabhängigkeit betonte und damit auch die Ideen von Demokratie und Menschenrechten in die politische Praxis umsetzte. Später breiteten sich die aufklärerischen Ideale auch in anderen europäischen Staaten aus.2

John Locke

Zu den wichtigsten englischen Aufklärern gehörte zweifellos John Locke. Er lehrte das Naturrecht und forderte für jeden Menschen das Recht auf Freiheit und Eigentum. Seiner Ansicht nach durfte eine Regierung nur dann herrschen, wenn die Bürger mit ihr zufrieden seien. Daher forderte er auch die Kontrolle des Volks über die Legislative. Aberglaube und religiöser Fanatismus sollten in den Hintergrund treten, während nun mehr Wert auf selbstständiges Denken gelegt wurde. Damit wurde Locke zum Wegbereiter des Liberalismus. Er beeinflusste die Unabhängigkeitserklärung der USA und die Verfassung für Frankreich nach der Revolution. Menschen- und Bürgerrechte traten nun in den Vordergrund.3

Montesquieu

Der französische Staatstheoretiker Montesquieu schuf das Modell der Gewaltenteilung. Nach seiner Lehre sollte ein Staat in die drei Organe Legislative, Exekutive und Judikative unterteilt sein. Durch die strikte Trennung der Regierung und gegenseitiger Kontrolle sollte Willkürherrschaft und Absolutismus verhindert werden. Er plädierte für die Staatsform einer konstitutionellen Monarchie, in der die bürgerlichen Rechte durch Freiheit und Toleranz gewährleistet sind.4

Jean-Jacques Rousseau

Der Gesellschaftsphilosoph Jean-Jacques Rousseau ist ein weiterer einflussreicher Vordenker der Aufklärung. In seinem 1762 publizierten Hauptwerk Du Contrat Social stellte er Volkssouveränität und den Gemeinwille des Volks in den Mittelpunkt. Des Weiteren lehrte er, dass der Mensch von Natur aus gut sei und erst mit Eintritt in die Gesellschaft verdorben und verfälscht werde.5

Voltaire

Der französische Schriftsteller und Philosoph Voltaire trat ebenso als Gegner des Absolutismus und Feudalismus auf. Zudem wurde von ihm der religöse Einfluss auf die Politik hinterfragt. Er schrieb seine Werke vor allem für die europäische Oberschicht. Für einige seiner Lehren interessierte sich Friedrich II. von Brandenburg-Preußen, der Voltaires Meinungen in die politische Praxis umsetzte und den Aufgeklärten Absolutismus einführte. Voltaire sprach sich für die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz in einer konstitutionellen Monarchie aus, allerdings sollte dies nicht für Status und Besitz gelten. Demnach suchte Voltaire im Gegensatz zu Montesquieu eine gewisse Nähe zur Adelsschicht.

Immanuel Kant

Zu den herausragendsten deutschen Aufklärern aus Brandenburg-Preußen gehörte Immanuel Kant. Ebenso wie andere Philosophen wendete er sich gegen die willkürliche Adelsherrschaft und den politischen Einfluss der Kirche. Er beschäftigte sich zudem mit der Antwort auf die Frage, was Aufklärung überhaupt sei. Er lehrte, dass Aufklärung der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit sei. Mit seinem Ausspruch “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen”, forderte er politische Normen, die von Selbstbestimung und Unabhängigkeit des Menschen ausgehen.

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 08.02.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 30.01.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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