Kreuzzüge

Die Kreuzzüge waren militärische Expeditionen der römisch-katholischen Kirche, die sich vor allem gegen muslimische Staaten richteten und die Befreiung Jerusalems zum Ziel hatten. Diese religiös motivierten Feldzüge waren aber nicht nur eine Reaktion auf die islamische Expansion. Wegen des Morgenländischen Schismas mit der orthodoxen Kirche in Byzanz 1054 nutzte der Papst die Kreuzzüge auch dazu, seine Position über der des Patriarchen zu stellen. Seit der Eroberung Konstantinopels 1203/04 durch die lateinischen Kreuzfahrer war die ursprüngliche Einheit des Christentums endgültig in den Hintergrund geraten.

Ursachen und Motive

Seit der islamischen Expansion im 7. Jahrhundert waren einige Gebiete in Westeuropa und im Nahen Osten, darunter Jerusalem, unter muslimischer Herrschaft geraten. Das Christentum wollte das Heilige Land mit Unterstützung der Kirche zurückerobern. Das Byzantinische Reich war seit seiner Gründung immer wieder von einfallenden Stämmen belagert worden. Unter diesen erwiesen sich vor allem die Seldschuken als aggressive Gegner, die 1085 einen Großteil Kleinasiens einnehmen konnten. In der Folgezeit wurde das Byzantinische Reich bei einigen Kreuzfahrern aber immer mehr zur Zielscheibe, weil die Konflikte zwischen der römisch-katholischen und griechisch-orthodoxen Kirche gewachsen waren. Durch eine Kontrolle über das “Heilige Land” wollte der Papst seine Position stärken. Neben religiösen und politischen Motiven standen aber auch wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. So strebten westliche Adelsfamilien im Osten nach neuen Besitztümern und italienische Seerepubliken wie Venedig nach neuen Handelswegen zum Orient.

Erster Kreuzzug

Wegen der Gefahr durch die muslimischen Seldschuken hatte der byzantinische Kaiser Alexios I. Komnenos das westliche Christentum um militärische Unterstützung gebeten. Auf der Synode von Clermont rief Papst Urban II. 1095 zum Ersten Kreuzzug auf [Quelle]. Ziel war die Befreiung “heiliger” christlicher Gebiete, die zu diesem Zeitpunkt von den Seldschuken besetzt waren. Die Kreuzfahrer erzielten mit den Eroberungen von Nikaia, Antiochia und Jerusalem die erhofften Erfolge und beendeten ihre Feldzüge im Sommer 1099. In den eingenommenen Gebieten entstanden einige Kreuzfahrerstaaten, denen Byzanz mit Misstrauen gegenüberstand.

Kreuzfahrerstaaten

Die etablierten Kreuzfahrerstaaten konnten sich langfristig nicht gegenüber ihren muslimischen Nachbarn durchsetzen, weil die meisten Kreuzfahrer nach der Einnahme Jerusalems wieder in ihre Heimat abreisten. Die Schwäche dieser Staaten wurde von Emir Zengi von Mossul 1144 mit der Eroberung von Edessa ausgenutzt. Als Reaktion darauf rief Papst Eugen III. ein Jahr später zum Zweiten Kreuzzug auf. Der missglückte Angriff der Kreuzfahrer auf Damaskus führte zum Bündnis zwischen Ägypten und Syrien, sodass Jerusalem nun umzingelt war. Als Jerusalem 1187 durch Sultan Saladin erobert worden war, rief Papst Gregor VIII. im selben Jahr zum Dritten Kreuzzug auf. Obwohl Jerusalem dabei nicht zurückerobert werden konnte, wurde die Herrschaft der Kreuzfahrer im Nahen Osten durch die Errichtung des Kreuzfahrerstaates Zypern zunächst gesichert. Für Jerusalem wurde Akkon zur neuen Hauptstadt bestimmt. Es zeichnete sich ab, dass die Kreuzzüge kein gemeinsamer Kampf der Christen mehr waren. Die Konflikte mit dem orthodoxen Byzantinischen Reich traten nun in den Vordergrund.

Lateinisches Kaiserreich

1198 rief Papst Innozenz III. zu einem Vierten Kreuzzug auf, der offiziell die Eroberung Ägyptens und Jerusalems zum Ziel hatte. Daran beteiligten sich nun größtenteils französische Ritter und venezianische Seemänner. Für Venedig war die Aufstellung eines Kreuzfahrerheeres ein wirtschaftliches Risiko, da es im Falle einer Niederlage bankrott gewesen wäre. Daher entschied sich ein Teil der Kreuzfahrer 1202 für die Eroberung von Zara, obwohl sich Papst Innozenz III,. eindeutig dagegen ausgesprochen hatte. Ein Jahr später belagerten die Venezianer auch Konstantinopel. Kaiser Isaak II. konnte die finanziellen Mitteln für die Eroberung Palästinas aber nicht aufbringen. So verstärkte sich der Gegensatz zwischen den lateinischen Kreuzfahrern und den byzantinischen Griechen. Die Kreuzfahrer eroberten Konstantinopel und begründeten in einem Teil des Byzantinischen Reichs das Lateinische Kaiserreich. Die Einigung zwischen katholischer und griechisch-orthodoxer Kirche war nun unmöglich geworden. Hier geht es zum ganzen Artikel über das Lateinische Kaiserreich.

Folgen

Mit der Errichtung des Lateinischen Kaiserreichs waren wirtschaftspolitische Ziele in den Vordergrund geraten. Das Byzantinische Reich wurde in seiner Existenz langfristig geschwächt. Damit lebten sich die römisch-katholische und griechisch-orthodoxe Kirche immer mehr auseinander. Weitere Kreuzzüge blieben aufgrund eines fehlenden Zusammenhalts erfolglos. Das ursprüngliche Ziel der Befreiung Jerusalems wurde schließlich aufgegeben. Mit der Eroberung Konstantinopels 1453 und dem Untergang des Byzantinischen Reiches endete die Zeit der Kreuzzüge.

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 08.05.2015 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 20.02.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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