Interregnum

Nachdem die Dynastie der Staufer mit der Absetzung des Kaisers Friedrich II. durch Papst Innozenz IV. im Jahr 1245  zusammengebrochen war, kam es im Heiligen Römischen Reich zu einem Machtvakuum. Die Erzbischöfe von Mainz und Köln unterstützten den Papst und wählten zusammen mit anderen Bischöfen einen neuen König. Da sie sich aber nicht auf eine breite Mehrheit stützen konnten, hielt sich der Einfluss der Könige in diesem Zeitraum in Grenzen. Durch das Interregnum wurde die Königsmacht im Reich langfristig zugunsten der deutschen Landesherren geschwächt.

Heinrich Raspe IV.

Im Jahr 1246 wählte eine Minderheit der deutschen Fürsten Heinrich Rapse IV. zum neuen König im Heiligen Römischen Reich. Dagegen protestierte Konrad IV., der als Staufer der eigentliche Nachfolger von Friedrich II. gewesen wäre. In der Schlacht an der Nidda konnte sich Heinrich Raspe zunächst militärisch durchsetzen. Da er den Widerstand der Staufer in Schwaben weiterhin fürchtete, belagerte er Ulm und Reutlingen. Nach einigen Rückschlägen zog sich Raspe allerdings zurück und starb im Februar 1247.

Wilhelm von Holland

Nach dem überraschenden Tod Heinrich Raspes fand sich außer Wilhelm von Holland kein anderer Fürst dazu bereit, die Führung im Kampf gegen die Staufer zu übernehmen. Daher wurde er 1247 von einer Minderheit zum König erhoben und ein Jahr später vom Kölner Erzbischof gekrönt. Die absolute Zustimmung der Kurfürsten hatte er nicht. Allgemeine Anerkennung erlangte Wilhelm erst, nachdem die staufischen Konkurrenten Friedrich II. 1250 und Konrad IV. 1254 gestorben waren. Im Jahr 1256 kam Wilhelm in einer Schlacht gegen die Friesen ums Leben.

Doppelwahl 1257

1257 kam es im Reich zu einer doppelten Königswahl, als die sieben Kurfürsten Richard von Cornwall und Alfons X. von Kastillien zu Königen wählten. In diese Angelegenheiten hatte sich auch König Heinrich III. von England eingemischt, weil er sich für einen kirchentreuen und ihm freundlich gesinnten Herrscher als König aussprach. Mit Unterstützung einiger Kurfürsten wurde daher Heinrichs Bruder Richard von Cornwall ebenfalls zum König erhoben. Die zwei Königskandidaten konnten sich auf jeweils drei Stimmen der Kurfürsten stützen, die letzte Stimme des Ottokar II. von Böhmen galt beiden. Nachdem Richard von Cornwall im April 1272 starb, wollte Alfons von Kastilien die Anerkennung des Papstes Gregor X. Dieser weigerte sich aber, sodass es ein Jahr später eine Neuwahl angesetzt wurde.

Folgen des Interregnums

Bei den Neuwahlen am 1. Oktober 1273 in Frankfurt wurde Graf Rudolf IV. von Habsburg von einer Mehrheit der Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, dem Pfalzgraf bei Rhein, dem Herzog von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg zum neuen König gewählt. Rudolf war in den vorherigen Jahren zu einem der mächtigsten Territorialherren im Südwesten des Reiches aufgestiegen. Mit seiner Königswahl endete die herrschaftslose Zeit des Interregnums und es begann die Zeit der Habsburger Dynastie. Durch das Interregnum bildete sich das Kurfürstenkollegium heraus, das zukünftig den König wählte. Die sieben Kurfürsten stiegen zu wichtigen politischen Trägern des Reiches auf. Während Frankreich und England zu zentralisierten Staaten wurden, entwickelte sich das Heilige Römische Reich zu einem föderalen Staatsgebilde, das der König nur noch symbolisch verkörperte.

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 03.12.2015 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 11.03.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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