Nach dem Scheitern der Revolution 1848/49 wurden die liberalen Reformen weitgehend rückgängig gemacht. Die Großmacht Österreich sorgte für die Wiederherstellung des Deutschen Bundes und Bundestages in Frankfurt. Preußen hingegen unternahm zunächst kurz nach der Revolution mit der Erfurter Union den Versuch, einen kleindeutschen Nationalstaat zu gründen. Da dieser Plan aber erfolglos blieb, setzten sich Preußen und Österreich in den 1850er Jahren für die Wiederherstellung der vorrevolutionären Ordnung ein. Die Jahre zwischen 1849 und 1864 werden daher als Reaktionsära bezeichnet.

Revolution 1848/49

Durch die anfangs so erfolgreiche Revolution 1848/49 waren in allen Staaten des Deutschen Bundes liberale Reformen eingeführt worden. Mit der Frankfurter Nationalversammlung wurde ein Parlament eingesetzt, das die Gründung eines geeinten deutschen Nationalstaates mit Verfassung vorbereiten sollte. Gründe für den Ausbruch der Revolution lagen in der Unzufriedenheit der Menschen mit dem System begründet. Liberale forderten die Einheit der deutschen Kleinstaaten und politische Freiheiten. Demokraten setzten sich insbesondere für die Rechte der unteren Gesellschaftsschicht des Proletariats und der Bauernschaft ein. Aufgrund der zersplitterten politischen Gruppen und der Konterrevolution scheiterte die Revolution ein Jahr später. Die Fürsten und ihre Militärs gewannen über ihre Staaten wieder die Kontrolle zurück und schlugen die Aufstände erfolgreich nieder.1

Erfurter Union

Noch während Preußen die Revolution 1848/49 bekämpfte, schloss es im Mai 1849 mit Sachsen und Hannover das Dreikönigsbündnis. Diese einigten sich darin zu einheitlicher Zusammenarbeit und verfolgten die Gründung eines deutschen Einheitsstaates. Damit entstand die Erfurter Union. Ihre insgesamt 36 Mitgliedsstaaten übernahmen Inhalte der Paulskirchenverfassung, veränderten sie in ihrer Unionsverfassung jedoch mit konservativen Regelungen. Im Frühjahr 1850 tagte das Erfurter Unionsparlament. Es kam dabei aber zu keinem einheitlichen Ergebnis, sodass die Pläne eines deutschen Bundesstaates schnell aufgegeben wurden. Ein weiterer Grund für das Scheitern der Erfurter Union war die Herbstkrise 1850, die zur Konfrontation mit Russland und Österreich führte.2

Reaktionsära

Nach der gescheiterten Erfurter Union kam es zur schnellen Wiederherstellung des Deutschen Bundes. Preußen und Österreich legten innere Streitigkeiten bei. Auf ihre Initiative setzte die Bundesversammlung in Frankfurt 1851 wieder alle Grundrechte außer Kraft. Mit diesem Beschluss wurde der Bundestag zunehmend zur Kontrollbehörde über die deutschen Einzelstaaten. Er richtete einen zentralen “Reaktionsausschuss” ein, der Verfassungen, Wahlgesetze und angeblich revolutionäre Gesetze überprüfen sollte. Damit wurden liberale Reformen wieder rückgängig gemacht. Diese Beschlüsse verpflichteten die deutschen Staaten, die Unterdrückung und Bestrafung liberaler Vereine und Zeitungen gesetzlich zu regeln. Dies geschah mit dem “Bundespressegesetz” und “Vereinsgesetz” von 1854. Zur Kontrolle der beschlossenen Maßnahmen organisierten die staatlichen Behörden einen Nachrichtenaustausch.3

Folgen

Die reaktionären Regelungen des Frankfurter Bundestages konnten die bürgerliche Freiheits- und Nationalbewegung weitgehend einschränken. Sie wurden jedoch nicht überall gleich durchgeführt. Österreich schaffte die Verfassung ganz ab und führte den Absolutismus wieder ein. In Preußen hingegen blieb die Verfassung bestehen, auch wenn sie von König Friedrich Wilhelm IV. oktroyiert wurde. Auch in den deutschen Kleinstaaten kam es zu unterschiedlichen Auslegungen. Mit dem Amtsantritt Königs Wilhelm I. in Preußen 1858 neigte sich die “Reaktionsära” allmählich ihrem Ende zu. In der Folgezeit wurden die Pressezensur und Unterdrückung im Deutschen Bund wieder gelockert. In den 1860er Jahren ging der Kampf zwischen Preußen und Österreich um die Vorherrschaft über Deutschland in die entscheidende Endphase [Deutscher Dualismus]. Beide Großmächte versuchten die Lösung der Deutschen Frage für eigene Machtzwecke zu nutzen. Durch Ministerpräsident Otto von Bismarck führte Preußen Heeresreformen durch und konnte sich dadurch in den Deutschen Einigungskriegen erfolgreich behaupten. Infolgedessen wurde der Deutsche Bund aufgelöst. Mit der Reichsgründung 1871 erfolgte schließlich die Einheit der deutschen Staaten zum preußisch dominierten Kaiserreich.4

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Bild 1: Karte Deutscher Bund, Autor: ziegelbrenner, Lizenz:  CC BY-SA 3.0

Bild 2: Karte Erfurter Union, Autor: Ziko, Lizenz: CC BY-SA 4.0

Bild 3: Otto von Bismarck (1886), Autor: A. Bockmann, Lübeck, Lizenz: Gemeinfrei

 

 

 

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 25.05.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 04.03.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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