Deutsche Einigungskriege

Die deutschen Einigungskriege waren drei Kriege, die zwischen 1864 und 1871 von Preußen geführt wurden. Nach erfolgreicher Beendigung dieser Kriege vereinigte Preußen alle deutschen Klein- und Mittelstaaten zum deutschen Kaiserreich. Diese hatten bisher nur ein loses Bündnis gebildet, das Deutscher Bund genannt wurde. Mit der Reichsgründung wurden insbesondere die Forderungen des deutschen Bürgertums erfüllt, das sich vor allem wirtschaftliche Aufstiegschancen erhoffte.

Vorgeschichte

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bildete der deutschsprachige Raum noch keine staatliche Einheit. Nach den Befreiungskriegen entwickelte sich allmählich ein deutsches Nationalgefühl. Die Forderungen nach einem Nationalstaat und Freiheitsrechten wurden allerdings von Europas Fürsten auf dem Wiener Kongress 1815 nicht erfüllt. Stattdessen wurde der Deutsche Bund als loses Bündnis gegründet, in dem jeder Fürst in seinem Gebiet Souveränität bewahren konnte. Die Deutsche Frage blieb in der Zeit des Vormärz von zentraler Bedeutung. 1848 kam es schließlich zum Ausbruch der deutschen Revolution. Dabei wurde die Macht der Fürsten kurzzeitig gebrochen und eine Nationalversammlung einberufen. Die Revolution wurde aufgrund innerer Unstimmigkeiten und der Konterrevolution der Fürsten 1849 zerschlagen.1

Deutscher Dualismus

Nach der gescheiterten Revolution 1848/49 kam es zwischen den Großmächten Preußen und Österreich zunehmend zum Konflikt um die Vorherrschaft über Deutschland: dem Deutschen Dualismus. Einen wichtigen Einschnitt markierte das Jahr 1862, als Otto von Bismarck neuer Ministerpräsident in Preußen wurde. Er erkannte die politischen und wirtschaftlichen Vorteile einer deutschen Einigung und führte trotz Widerstandes des Parlaments eine Heeresreform durch. Damit legte er die Grundlagen für Preußens militärische Erfolge in den Einigungskriegen. Er betrachtete Krieg als notwendiges Mittel zur Lösung politischer Konflikte. Bismarck konnte für seine Politik vor allem liberale Wähler, die sich schon lange eine deutsche Einigung wünschten, gewinnen.2

Deutsch-Dänischer Krieg

1864 kam es zum Ausbruch des Deutsch-Dänischen Krieges. Dänemark war zu dieser Zeit im Besitz der deutschen Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Durch die Novemberverfassung 1863 hatte Dänemark den politischen Einfluss über Schleswig ausgebreitet, obwohl dies gegen das sogenannte Londoner Protokoll verstieß. Aufgrund dieses verfassungswidrigen Verhaltens beschlossen Preußen und Österreich im Bundestag einen militärischen Eingriff in die Herzogtümer Holstein und Lauenburg, weil diese im Besitz Dänemarks waren und zum Deutschen Bund gehörten. Nach dem Sieg der preußischen und österreichischen Truppen erhielt Österreich das Herzogtum Holstein. Preußen verleibte sich das Herzogtum Schleswig ein.3

Deutscher Krieg

Im Jahr 1866 entbrannte schließlich ein Krieg zwischen Preußen und Österreich, der schon lange vom Kampf um die Vorherrschaft über Deutschland geprägt gewesen war. Eine weitere Ursache war die Folge des Deutsch-Dänischen Krieges, der zu Streitigkeiten um die Verwaltung über Holstein und Schleswig geführt hatte. Preußens Armee war Österreich in diesem Krieg deutlich überlegen, sodass der gesamte nördliche Raum Deutschlands unter preußische Kontrolle geriet. Es annektierte das Königreich Hannover, das Kurfürstentum Hessen, Frankfurt am Main sowie die Herzogtümer Holstein und Nassau. Dadurch war Österreichs Einfluss über den deutschsprachigen Raum nun erloschen. Preußen löste den Deutschen Bund auf und gründete kurz darauf den Norddeutschen Bund.4

Deutsch-Französischer Krieg

1870 kam es in Spanien zu einem Streit um die Thronfolge. Zur Kandidatur stand der Hohenzoller Prinz Leopold bereit. Dies lehnte der französische Kaiser Napoleon III. aber ab, da er nicht von zwei Seiten von einem Hohenzollern eingekreist werden wollte. Er forderte den Rückzug der Kandidatur Leopolds. Bismarck lehnte diese Forderungen ab und veröffentlichte es in stark gekürzter Fassung als “Emser Depesche” in der Presse. Dies wurde von den Franzosen als demütigend aufgefasst und führte zum Deutsch-Französischen Krieg. Preußen stützte sich in diesem Krieg neben den norddeutschen auch unerwartet auf die süddeutschen Staaten. Dafür war vorher ein Schutz- und Trutzbündnis geschlossen worden. Preußens Armee war deutlich überlegen und konnte Frankreich zur Abtretung von Elsass und Lothringen zwingen. Noch während der Kriegshandlungen wurde am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Kaiserreich ausgerufen. Durch diese Reichsgründung wurden alle deutschen Staaten zum Einheitsstaat unter preußischer Führung vereinigt. Kaiser wurde der preußische König als Wilhelm I. Bismarcks Politik als Reichskanzler war in den Folgejahren von einem absichernden Bündnissystem geprägt, das jeden weiteren Konflikt mit Europas Großmächten verhindern sollte.5

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Bild 1: Otto von Bismarck, Autor: A. Bockmann, Lübeck (1886), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 2: Schlacht bei Königgrätz 1866, Gemälde von Georg Bleibtreu (1869), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 3: Reichsgründung 1871, Gemälde von Anton von Werner (1885), Lizenz: Gemeinfrei

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 11.05.2016 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 23.02.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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