Ancien Régime

Als “Ancien Régime” wird in der Geschichtsschreibung die Zeit in Frankreich – oder auch ganz Europa – vor der Französischen Revolution 1789 bezeichnet. Diese Epoche war geprägt von der feudalen Ständegesellschaft, der Herrschaft des Adels und vom Absolutismus. Insbesondere die Herrschaft des “Sonnenkönigs” Ludwig XIV. in Frankreich gilt als Symbol des “Ancien Regime”. Durch seine verschwenderische und expansive Kriegspolitik übertraf er sich schließlich selbst und trieb sein Land in den finanziellen Ruin. Dies führte 1789 zum Ausbruch der Französischen Revolution, die – beeinflusst von der Aufklärung – die Ideale der Freiheit, Menschenrechte und Demokratie nach ganz Europa brachte.

Sonnenkönig Ludwig XIV.

Frankreich war in der Frühen Neuzeit der kulturelle Mittelpunkt Europas und verkörperte das “Ancien Régime” wie kein anderer Staat. Das französische Königreich hatte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg zum Zentralstaat entwickelt und stieg folglich zur dominierenden Großmacht in Europa auf. Mehr als jeder anderer bourbonische König symbolisierte “Sonnenkönig” Ludwig XIV. das “Ancien Régime”. Er baute seinen Königshof zu einem prächtigen Zentrum aus und regierte als absolutistischer König. Er war außerdem ein eiserner Vertreter des Katholizismus und ließ Protestanten im eigenen Land konsequent verfolgen. Nach seinem Tod 1715 kam es schließlich zur Wende: da die religiösen Verfolgungen nachließen und der Absolutismus schwächer wurde, konnten sich seitdem die geistigen Ideen der Aufklärung schneller verbreiten. Nach vielen verlustreichen Kriegen, unter anderem nach dem Siebenjährigen Krieg, kam es am Ende des 18. Jahrhunderts schließlich zum Staatsbankrott und Ausbruch der Revolution.1

Glorious Revolution in England

Den ersten Schritt für den Durchbruch der Aufklärung markierte die Glorious Revolution in England 1688/89. Sie beendete die jahrelangen Bürger- und Religionskriege und stärkte den politischen Einfluss des Parlaments. England wurde somit zur konstitutionellen Monarchie. Vordenker der geistigen aufklärerischen Ideen waren John Locke und Thomas Hobbes. die die Vorstellung vermittelten, dass zwischen dem Staat und den Menschen ein Vertrag bestehe und dieser Freiheit und Eigentum seiner Bürger zu schützen habe. Zu den weiteren Ideen gehörten die Gewaltenteilung, Religionsfreiheit sowie Trennung zwischen Kirche und Staat. Nach der Glorious Revolution konnte die Aufklärung in England schneller Fuß fassen, sodass sich deren Gesellschaft von einer feudalen zu einer frühliberalen entwickelte.2

Zeitalter der Aufklärung

Die Ideale der Aufklärung erschütterten nicht nur den Absolutismus in Frankreich. Auch in England, Preußen und Österreich wurden die von “Gott legitimierte” Herrschaft eines Monarchen und die Ständegesellschaft zunehmend in Frage gestellt. Neue Staatstheorien lösten die traditionelle Dominanz des christlichen Glaubens schrittweise ab. Durch die Erfindung des Buchdrucks konnten sich die Ideen der Aufklärung schnell in ganz Europa verbreiten. Insbesondere die gebildete Schicht des Bürgertums war Vertreter der Aufklärung und kritisierte die politischen Vorrechte von Adel und Klerus. Philosophen wie Rousseau und Montesquieu entwickelten neue Staatsmodelle als Gegensatz zum Absolutismus und erfanden die Prinzipien der Volkssouveränität und Gewaltenteilung. Auch die wirtschaftliche Ordnung blieb von der Aufklärung nicht unberührt: mit dem von Adam Smith entwickelten Wirtschaftsliberalismus wurde der Merkantilismus zunehmend abgelöst und durch die Gewerbefreiheit ersetzt. Diese Ideen hatten eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Amerikanische Unabhängigkeitserklärung 1776 und Französische Revolution 1789.3

Französische Revolution

Neben den geistigen Ideen der Aufklärung wurde Frankreich infolge des Siebenjährigen Krieges und Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges finanziell belastet. Um den Staatsbankrott aufzuhalten, berief König Ludwig XVI. 1789 die Generalstände ein. Dies hatte verheerende Auswirkungen, da sich der “Dritte Stand” selbst zur Nationalversammlung erklärte und damit die Französische Revolution einleitete. Es folgten die Abschaffung der Ständegesellschaft und Leibeigenschaft und Einführung einer liberalen Verfassung, in der die Menschen- und Bürgerrechte festgeschrieben wurden. Die Ideale der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit breiteten sich infolge der Napoleonischen Kriege nach 1800 auch zunehmend in ganz Europa aus und wurden zur Grundlage des modernen demokratischen Regierungssystems.4

Bild 1: Ludwig XIV., Gemälde von Hyacinthe Rigaud (1700/01), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 2: Schloss von Versailles, Gemälde von Pierre Patel (1668), Lizenz: Gemeinfrei 

Bild 3: Zeitalter der Aufklärung, Gemälde von Joseph Wright of Derby (1768), Lizenz: Gemeinfrei

Bild 4: Sturm auf die Tuilerien, Gemälde von Jean Duplessis-Bertaux (1793), Lizenz: Gemeinfrei

 

Fabio Schwabe

Der Autor

Dieser Beitrag wurde am 25.06.2013 verfasst von Fabio Schwabe, Mettmann. Die aktuelle Version stammt vom 05.03.2021. Fabio Schwabe ist Gymnasiallehrer der Fachrichtung Geschichte und Gründer von Geschichte kompakt

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