Was kommt nach dem Abitur – Wege zwischen Studium und Beruf

Der Übergang vom Abitur in die Zeit danach ist ein entscheidender Wendepunkt, dem oftmals mit einem Mix aus Freude und Stress entgegengefiebert wird. Denn die Fülle an Möglichkeiten macht es Abiturienten oft nicht leicht, sich für einen ersten Schritt festzulegen. Historisch gesehen ist das eine Neuheit, denn diese Entscheidung war für Generationen von Reifeprüflingen stark eingeschränkt. Das 19. Jahrhundert kannte für Abiturienten kaum Alternativen zum universitären Studium. Die Berufslandschaft war starrer, der Weg ins Berufsleben oft vorgezeichnet.

Von Instagram aufs Vision Board – das Thema „Weltreise“ steht bei vielen ganz oben auf der Wunschliste. Auch früher war es das Ziel vieler junger Menschen, aber eben weitaus weniger realistisch und zugänglich als heute.

Mit den großen gesellschaftlichen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts, von der Industrialisierung bis zur globalen Vernetzung, haben sich auch die Wege nach der Schule vervielfacht. Ein wichtiger Schritt zur bewussten Gestaltung dieses Übergangs ist die sorgfältige Vorbereitung der Bewerbungsunterlagen – wozu auch ein professioneller Lebenslauf-Check gehört.

Traditionelle Wege im Wandel der Geschichte

Das klassische Hochschulstudium gilt in Deutschland nach wie vor als Königsroute, doch der Weg dorthin hat sich grundlegend geändert. Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik war ein Studium primär den höheren Gesellschaftsschichten vorbehalten und diente als Sprungbrett für Eliten: Gleiches sollte bei Gleichem bleiben.

Das ist nicht mehr so! Die Bildungsexpansion der Nachkriegszeit öffnete allen Schichten den Zugang zu Universitäten. Entsprechend ist eine akademische Laufbahn für fast jeden zugänglich, der die nötige Qualifikation mitbringt. Das ist zum einen ein großer Schritt – doch dadurch hat ein Universitätsabschluss nicht mehr das gleiche Prestige wie früher.

Gleiches gilt für die duale Ausbildung – allerdings aus einem anderen Grund. Einst als Lehre in Handwerksbetrieben traditionell strukturiert, verbindet sie heute Theorie und Praxis in modernen, oft hochtechnisierten Berufsfeldern. Was zeigt das? Die deutsche Wirtschaft hat im Laufe der Zeit einen immer stärker werdenden Bedarf an spezialisierten Fachkräften entwickelt, die sowohl über praktisches Können als auch theoretisches Wissen verfügen.

Ein Sabbatjahr: Von Pilgerreisen und globaler Selbstfindung

Auch wenn die Welt heute zugänglicher ist, ist das sogenannte Gap Year keine Erfindung der Neuzeit. Zwar in anderer Form, aber bereits in der Geschichte nutzten junge Menschen Auszeiten zur Orientierung. Im Mittelalter waren es oft Pilgerreisen oder die Wanderschaft der Handwerksgesellen, die den Horizont erweiterten.

Heute hat sich diese Tradition gewandelt. Ein Jahr lang reisen, mit einem Work-and-Travel-Visum ein Zuhause fern der Heimat finden oder sich sozial engagieren – all das ist heute nicht mehr nur ein Privileg, sondern für viele eine Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Orientierung. Das Gap Year wird dabei nicht als passive Wartezeit genutzt, sondern als aktive Phase der Selbstfindung und des Aufbaus interkultureller Kompetenz.

Das spiegelt die Globalisierung wider, die es den heutigen Generationen ermöglicht, die Welt zu erleben und zu verstehen – etwas, das für Schüler früherer Zeiten kaum vorstellbar war.

Die Qual der Wahl in einer komplexen Welt

Klar, uns stehen heute alle Türen und Tore offen. Täglich gibt es neue Wege, neue Möglichkeiten, sich in Form einer Berufung auszudrücken und zu verwirklichen – aber wo anfangen, wenn einen die Optionen mental erdrücken?

Im Vergleich zur Vergangenheit, in der die gesellschaftlichen Erwartungen klarer formuliert und die beruflichen Wege begrenzter waren, stehen heutige Abiturienten vor einer fast unbegrenzten Auswahl. Dieser Wandel ist ein direktes Resultat des technologischen Fortschritts und der Entstehung neuer Berufsfelder, die es früher nicht gab.

Noch in den 1950er-Jahren gab es keine IT-Spezialisten oder Social-Media-Manager. Meist ging man als Mann dem Beruf des Vaters nach, während Frauen auf einen guten Ehemann achteten. Es war weniger komplex. Die heutige Arbeitswelt erfordert eine weitaus höhere Flexibilität und Anpassungsfähigkeit. Das macht die Entscheidung natürlich nicht leichter, aber umso wichtiger. Sich selbst zu kennen ist dabei das A und O – die eigenen Fähigkeiten und Interessen gekonnt mit einem Beruf zu verknüpfen, der erfüllend ist.

Soft Skills und Spezialisierung im 21. Jahrhundert

Unabhängig vom gewählten Weg sind bestimmte Fähigkeiten heute wichtiger denn je. Im Mittelalter war der Stand oder die Herkunft entscheidend für den Beruf. Später, in der Zeit der Industrialisierung, stand die manuelle Arbeitskraft im Vordergrund.

Heute jedoch, in einer global vernetzten Wissensgesellschaft, sind Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke und Problemlösungskompetenz entscheidend für den Erfolg – sogar über die Noten hinaus, die noch bis vor einem Jahrzehnt stark in Entscheidungen eingeflossen sind. Mittlerweile aber wird mehr nach einem bestimmten Typ Mensch gesucht, der nicht nur zum Team, sondern auch zum Vibe und zur Unternehmensphilosophie passt. Ein gegenseitiger Mehrwert wird gesucht und gefördert – ein gewaltiger Unterschied zu Zeiten der Industrialisierung, in der Menschen reihenweise als Nummern galten und noch am gleichen Tag ersetzt werden konnten.

So wie die Handwerksgilden der frühen Neuzeit die Ausbildung in bestimmten Gewerken schützten, suchen Unternehmen heute nach Experten, die in einem Nischenbereich tiefes Wissen besitzen. Dieser Trend zur Spezialisierung zieht sich durch alle Berufsfelder – von den traditionellen Handwerken bis hin zu neuen digitalen Berufen.

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Fabio Schwabe

Der Autor

Fabio Schwabe, Lehrer für die Fächer Geschichte, Latein und Sowi, ist das Gesicht hinter Geschichte kompakt. Mit seinen zahlreichen Artikeln hilft er jedes Jahr Schülern dabei, sich optimal auf das Abitur vorzubereiten.

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