Geschichte lernen durch Erfahrung: Auslandsaufenthalte weiten den Blick

Geschichte wird in der Regel in Form von Jahreszahlen, besonderen Ereignissen und politischen Entwicklungen vermittelt.

Wer allerdings wirklich verstehen will, wie die Vergangenheit die Gesellschaften geprägt hat, braucht oft mehr als diese Art der Wissensvermittlung. Erfahrungen im Ausland eröffnen dafür einen erweiterten Lernraum. Sie ermöglichen neue Perspektiven auf historische Prozesse, auch jenseits des gewohnten Blickwinkels.

So wird Geschichte greifbar

Auch die Kultusministerkonferenz betont in ihren Bildungsstandards für das Fach Geschichte, dass das Ziel historischer Bildung nicht nur im Aneignen von Fakten besteht, sondern auch die Entwicklung eines reflektierten Geschichtsbewusstseins.

Genau dafür sind persönliche Auslandserfahrungen zu empfehlen: Sie fördern das Verständnis für andere Narrative, schärfen den Blick für komplexe Zusammenhänge und machen Geschichte greifbar.

Neue Perspektiven im globalen Kontext

Schüler:innen, die längere Zeit in einem anderen Land verbringen, begegnen dort nicht nur einer anderen Sprache und Alltagskultur. Auch die Art, wie die eigene Geschichte erinnert und erzählt wird, unterscheidet sich mitunter deutlich.

In Deutschland steht beispielsweise noch heute der Umgang mit dem Nationalsozialismus im Fokus. In Kanada tritt an diese Stelle die Kolonialisierung und die Geschichte der First Nations in der öffentlichen Auseinandersetzung.

Ein Auslandsjahr Kanada eröffnet Jugendlichen daher sowohl Einblicke in ein anderes Bildungssystem als auch in eine Erinnerungskultur. Diese beschäftigt sich unter anderem intensiv mit den Residential Schools und ihren Folgen.

Diejenigen, die sich mit diesen Prozessen vor Ort auseinandersetzen, lernen, historische Verantwortung aus einer globalen Perspektive zu betrachten.

Verschiedene Erinnerungskulturen für tieferes Verständnis

Die Vergangenheit basiert nicht nur auf reinen Fakten. Bei ihr geht es auch um die Deutung. Wie Gesellschaften mit ihrer Geschichte umgehen, lässt sich beispielsweise anhand von Feiertagen, Museen oder Schulcurricula ablesen. Diese Formen der kollektiven Erinnerung unterscheiden sich abhängig von der jeweiligen Region deutlich. Allerdings kommt dieser Faktor im Geschichtsunterricht häufig zu kurz.

In Frankreich wird zum Beispiel der Algerienkrieg zunehmend als Teil der eigenen Kolonialvergangenheit thematisiert. In Polen wird an den Zweiten Weltkrieg vorrangig als Martyrium der eigenen Bevölkerung erinnert. Dies zeigt, wie stark nationale Narrative wirken.

Ein direkter Einblick in andere Erinnerungskulturen macht diese Unterschiede sichtbar und schult dadurch gleichzeitig einen kritischen Umgang mit Quellen und Darstellungen.

Lernen durch Erleben: Nachhaltiger Wissenserwerb

Der Psychologe John Dewey prägte bereits Anfang des 20. Jahrhunderts den Begriff des “learning by doing”. Auch aktuelle bildungswissenschaftliche Erkenntnisse bestätigen, dass erfahrungsbezogenes Lernen nachhaltiger wirkt als reines Auswendiglernen.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hebt in seinen Leitlinien für globales Lernen ebenfalls hervor, dass interkulturelle Erfahrungen die Fähigkeit stärken, komplexe historische und gesellschaftliche Entwicklungen besser einzuordnen.

Durch persönliche Begegnungen, den Besuch historischer Orte oder den Alltag in einem neuen kulturellen Umfeld entstehen Verbindungen, die klassische Unterrichtsformate kaum leisten können. Dies betrifft nicht nur die Aufnahme von Informationen, sondern auch die Entwicklung von Empathie, Differenzierungsvermögen und Urteilsfähigkeit.

Um Geschichte zu verstehen, braucht es Erfahrungen

Ein Auslandsaufenthalt ergänzt historische Bildung auf besondere Art und Weise. Er ist nicht als Ersatz für den Geschichtsunterricht zu verstehen − er ist eine Erweiterung in Form neuer, erlebter Perspektiven.

Wer in anderen Ländern Geschichte begegnet, sei es durch Gespräche, Besuche von Gedenkstätten oder den Unterricht in einer anderen Sprache, bringt neue Sichtweisen mit zurück.

Gerade im 21. Jahrhundert, in dem die globalen Herausforderungen eine korrekte historische Einordnung verlangen, wird diese Art des Lernens immer relevanter.

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Fabio Schwabe

Der Autor

Fabio Schwabe, Lehrer für die Fächer Geschichte, Latein und Sowi, ist das Gesicht hinter Geschichte kompakt. Mit seinen zahlreichen Artikeln hilft er jedes Jahr Schülern dabei, sich optimal auf das Abitur vorzubereiten.

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