Die Gesellschaft im Deutschen Kaiserreich – mit einer Bevölkerungszahl von 61,72 Millionen Menschen – war im Jahr 1907 folgendermaßen aufgebaut:
1. Unterschicht – sozial Deklassierte (Asoziale, Prostituierte, Gelegenheitsarbeiter, Arbeitslose usw.). Zu ihnen sind auch größtenteils die jährlich rund 180000 unehelichen Kinder und ihre Mütter zu rechnen. Landarbeiter: 3,4 Mio. Erwerbstätige; Arbeiter in Industrie und Handwerk: 8,7 Mio, Arbeiter in Handel, Verkehr und Dienstleistungen (meist Verkäufer): 1,9 Mio; Arbeiter in häuslichen Diensten (meist Dienstboten): 1,7 Mio. Knapp 16 Millionen (=55%) der Erwerbstätigen sind also Arbeiter. Die Zahl der Soldaten und Unteroffiziere beträgt rund 1/2 Mio., d. h. rund 58% der Erwerbstätigen gehören zur Unterschicht.
2. Untere Mittelschicht (=Mittelstand) – Angestellte in Handel, Dienstleistungsgewerbe und Industrie: 2 Mio; Handwerker und Kleinkaufleute: 2 Mio, untere und mittlere Beamte: 1,5-2 Mio; selbstständige Bauern: 2,5 Mio; insgesamt ca. 30% der Erwerbstätigen. Unter- und untere Mittelschicht machen also rund 90% der Erwerbstätigen aus.
3. Mittlere und obere Mittelschicht – Gehobene und höhere Beamte als Kernanteil (dazu zählen u. a. Gymnasiallehrer, Universitätsprofessoren, Richter, Offiziere), Unternehmer, Ingenieure, Schauspieler, Musiker, Schriftsteller, bildende Künstler u. ä.; zusammen 8-9% der Erwerbstätigen.
4. Oberschicht – Elite. Zur älteren Elite gehören die Höfe, der Hochadel, aber auch der grundbesitzende Landadel als großer Arbeitgeber (vor allem Ostelbier) und die Spitzen von Militär und Verwaltung (vorwiegend adliger Herkunft); höchstens 1-2%. Zur neuen Elite zählte man die wenigen tausend Spitzenkräfte des Großbürgertums.
Zitiert nach: G. Michel, in: Praxis Geschichte 4/1990, S. 9.
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